RANDNOTIZ Junge, komm bald wieder

Bonn · „Meisterwerke: Verbeugungen“ heißt die neue Platte von Heinz Rudolf Kunze. Der Sänger versteht sie als Konzeptalbum. Es soll eine Art Kaleidoskop deutschsprachiger Pop- und Rockmusik von Freddy Quinn bis zu den Toten Hosen abbilden.

 Schlager und mehr: Sänger Heinz Rudolf Kunze.

Schlager und mehr: Sänger Heinz Rudolf Kunze.

Foto: picture alliance / dpa

Am Dienstag ist Freddy Quinn, der hanseatischste Österreicher aller Zeiten, 85 geworden. Sein Kollege Heinz Rudolf Kunze, der am 30. November 60 wird, hat ihm ein besonderes Geschenk gemacht. Auf seinem neuen Album „Meisterwerke: Verbeugungen“ interpretiert Kunze Freddy Quinns Evergreen „Junge, komm bald wieder“ aus dem Jahr 1962. Meisterwerk? Freddy Quinn? Wie passt das zusammen? Ohne erkennbare ironische Brechung hat sich Kunze Stücke aus der deutschen Schlager- und Popgeschichte zu eigen gemacht, die er für wertvoll, aufbewahrenswert hält. Das schließt auch Hervorbringungen der untergegangenen DDR ein sowie Roy Blacks (1943-1991) Klassiker „Ganz in Weiß“, den Kunze als Einstieg in sein 14 Stücke umfassendes Album gewählt hat. Zwischen Quinns „Junge“ und Caspers „Hinterland“ von 2013 liegen mehr als 50 Jahre.

„Meisterwerke: Verbeugungen“ versteht der Sänger als Konzeptalbum. Es soll eine Art Kaleidoskop deutschsprachiger Pop- und Rockmusik abbilden – ohne Vorurteile und Tabus. Die Band Deutsch Amerikanische Freundschaft (DAF) brachte 1981 Christus, Mussolini und Hitler unter einen Hut, besser: auf die Tanzfläche. Der Song „Der Mussolini“ vereint Unvereinbares: „Und tanz den Adolf Hitler / Und tanz den Mussolini / Und jetzt den Jesus Christus / Und jetzt den Jesus Christus.“ Kunze akzentuiert weniger die provokativen Zeilen als den unwiderstehlichen Drive des Stückes.

Karat steht mit „Blumen aus Eis“ auf dem Spielplan, Ideal mit „Ich steh auf Berlin“, Udo Jürgens mit „Was ich dir sagen will“, Die Ärzte mit „Deine Schuld“ und Münchner Freiheit mit „So lang man Träume noch leben kann“. Kunzes Wahl fiel auch auf Die Toten Hosen („Alles aus Liebe“), Hildegard Knef („Für mich soll's rote Rosen regnen“), Puhdys („Wenn ein Mensch lebt“) und Einstürzende Neubauten ( „Haus der Lüge“). Thees Uhlmanns „Zum Lachen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ hat Kunze umgedichtet. Statt „Ich kam auf die Welt in einem Kadett, ein Poster von Littbarski über meinem Bett, im Frühling 74“ heißt es jetzt: „ein Poster von Fritz Walter über meinem Bett, November 56“. Am 6. Oktober tritt Kunze im Kölner Gloria auf.

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