Gastspiel im Kleinen Theater In dieser Show sind Blondinen bevorzugt

BONN · Die Candy Cats unterhalten mit „Swingin' In The Rain“ im Kleinen Theater Bad Godesberg die Zuschauer.

 Diamonds Are a Girl's Best Friend: Nicole Steines als Marilyn

Diamonds Are a Girl's Best Friend: Nicole Steines als Marilyn

Foto: Candy Cats

Der dunkelrote Vorhang gibt das Halbrund der Bühne im Kleinen Theater frei. Mitten darauf steht ein großer schwarzer Kasten mit einem Spalt auf Augenhöhe. Darüber knarrt und raschelt es noch, bis nacheinander zwei Waden in Netzstrümpfen und zwei Füße in beigen Steppschuhen von oben ins Blickfeld rücken. Sie setzen auf. Sie schlagen einen Rhythmus an und entfernen sich dabei immer weiter voneinander, als der menschliche Körper gemeinhin erlaubt – begleitet vom Lachen der Zuschauer, die bereits durchschaut haben, was hier gespielt wird. Die Füße Nummer drei und vier füllen die gerade entstandene Lücke, Nummer fünf und sechs wagen sich schließlich – vom Applaus ermutigt – auch heraus.

„Rhythm Feet“ heißt diese Nummer aus dem Programm „Swingin' In The Rain“ der Candy Cats aus Koblenz, die jetzt ein Sommergastspiel im Kleinen Theater Bad Godesberg gegeben haben. Eine rund zweistündige Hommage an die 1920er Jahre, als man noch ausging, um etwas zu erleben – anstatt sich daheim vor dem Bildschirm zu platzieren. In diesem Fall hat sich der Weg nach Bad Godesberg rundum gelohnt.

„Rhythm Feet“ zum Beispiel ist eine Nummer, die seinerzeit auch einer Bühne in Berlin oder Paris gut angestanden hätte; originell, augenzwinkernd, gekonnt umgesetzt. Womit der Zeitsprung in die Ära des Charleston, des Stummfilms und das Cabaret spielend gelingt.

Wer mag, begleitet Cat Heidekind, Konny Merz und Nicola Steines im Laufe dieses Abends auch ein Stück über die Roaring Twenties hinaus – in die Swing Ära der 1930er und 1940er Jahre oder sogar bis Anfang der 1950er, als Marilyn Monroe in „Blondinen bevorzugt“ der unverbrüchlichen Freundschaft zwischen Mädchen und Diamanten einen hinreißenden Leinwandauftritt schenkte.

Liebeserklärung ans Showbiz

Ganz so eng sehen die Candy Cats die Sache also nicht. Ihre Revue ist eine Liebeserklärung ans Showbiz schlechthin. Und damit kennt Heidekind sich aus, seit sie in New York Stepptanz studiert hat. 1993 gründete sie die Tapdance Company „Candy Cats“. Seit 1998 stehen die drei mit mehreren Showprogrammen auf den Theaterbühnen, gewannen 2010 einen internationalen Showpreis in der Kategorie Frauen Power und 2015 wurden sie auf der goldenen Künstler Gala in Stuttgart als „Künstler des Jahres“ ausgezeichnet.

Was man ihnen – mit Fransenkleid, Bubikopf und Perlen oder mit Knickerbocker und Schiebermütze – nicht auf den ersten Blick ansieht, ist eine gewisse Vorliebe für Seafood. Jedenfalls haben sie aus dem reichen Fundus der Andrew Sisters just die von Bing Crosby komponierte Nummer „Hold Tight, Hold Tight“ herausgesucht. Erlaubt ist, was gefällt. So lässig sah man das schon vor beinahe 100 Jahren.

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