Beethovenfest 2017 Ihre gemeinsame Sprache ist die Musik

Bonn · Der diesjährige Campus der Deutschen Welle beim Beethovenfest bringt junge Musiker aus Deutschland und der Ukraine zusammen.

 Das Bundesjugendorchester und das Jugendorchester aus der Ukraine.

Das Bundesjugendorchester und das Jugendorchester aus der Ukraine.

Foto: dw

Wir haben einen heftigen Sommer hinter uns!“ Sönke Lenz, Projektleiter des Bundesjugendorchesters (BJO) beim Deutschen Musikrat ist in den letzten Wochen ständig auf Tour gewesen: ein Opernprojekt in Weikersheim, eine kleine Konzerttournee, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Royal Concertgebouw Orkest in Berlin und dann das Projekt mit dem Jugendorchester der Ukraine. Er und die Mitglieder des BJO haben wahrlich turbulente Wochen hinter sich. Derzeit proben sie mit der ukrainischen Dirigentin Oksana Lyniv im großen Saal des WCCB für eine Premiere: ein Konzert mit dem gerade erst gegründeten Jugendorchester der Ukraine, beim dem das BJO federführend musikalische Starthilfe geleistet hat.

Im Rahmen des Orchestercampus des Beethovenfestes gastiert das Orchester in Bonn und erarbeitet ein gemeinsames Projekt mit den Musikern des BJO. Der Wunsch ein Jugendorchester zu gründen, wurde in der Ukraine geboren und an den Deutschen Musikrat herangetragen. Zusammen mit einer Abordnung aus Deutschland veranstaltete man ein Vorspiel, zu dem sich 190 Teilnehmer angemeldet hatten. Davon kamen letztendlich 100 zum Termin, 30 wurden ausgesucht, der Jüngste ist 14 Jahre alt. Auch Alexandra Vasylirva ist mit dabei. Die sehr gut Deutsch sprechende Musikerin hat gerade ihr Abitur bestanden und wird ab Oktober in Hamburg Fagott studieren. Von der musikalischen Arbeit ist sie begeistert: „Es klingt schon richtig gut.“ Da sie Deutsch spricht, ist Vasylirva klar im Vorteil. Denn die Verständigung der Musiker ist mitunter nicht einfach. Die wenigsten sprechen Englisch, Russisch steht aufgrund der politischen Lage nicht besonders hoch im Kurs. Doch mit Hilfe von vier Sprachen, einer Dolmetscherin und natürlich der Musik finden alle zusammen.

Der Kontrabassist Julian Schlootz spielt seit 2015 im BJO, das Kontrabass-Studium in Nürnberg wird er zum kommenden Wintersemester aufnehmen. Von der Arbeit mit den jungen Musikern ist er begeistert: „Das ist eine sehr wichtige Erfahrung. Es ist eines der renommiertesten Orchester, man lernt hier sehr viel.“ Die Konfrontation mit anderen Mentalitäten und Spielweisen ist für ihn eine bereichernde Erfahrung. „Die russisch-ukrainische Schule klingt schon anders, da muss man erst mal viel koordinieren.“ Hilfreich ist da sicherlich, dass die Pulte immer gemeinsam mit ukrainischen und deutschen Musikern besetzt sind.

Auch die Dirigentin Oksana Lyniv, in Graz Nachfolgerin des gerade nach Bonn gewechselten Dirk Kaftan, ist sehr zufrieden mit der gemeinsamen Arbeit. „Schon bei der ersten Probe hatte ich das Gefühl, dass wir zusammen gehören“, sagte sie bei einem Interview mit dem SWR. So zufrieden alle mit der gemeinsamen Arbeit auch sind, so unsicher ist aber noch die Zukunft des Orchesters. Es gibt schon Einladungen für weitere Konzerte nach Berlin und zu einem Festival, doch muss erst noch die Finanzierung gesichert werden. Da gebe es, so Lyniv, bereits zahlreiche Bemühungen, und auch Sönke Lentz hofft, dass es weitergeht. Die Arbeit in der Ukraine hat er auch dazu genutzt, um das Thema politisch an geeigneter Stelle zu positionieren. „Die Kollegen in der Ukraine sind im Bereich Sponsoring schon sehr aktiv und der Kontakt zu uns wird mit Sicherheit nicht abreißen. Wir wollen ja keine Eintagsfliege schaffen.“

Das Konzert im WCCB verspricht jedenfalls auch musikalisch keine Eintagsfliege zu werden: Außer einer Ouvertüre von Franz Xaver Mozart und der Symphonische Dichtung „An den Ufern der Weichsel“ des ukrainischen Komponisten Boris Lyatoshinsky gibt es zwei Uraufführungen: „Vom Mond und dem Mädchen“ von Stefan Hippe und die „Fantasia Galiciana“ von Bohdan Sehin. Die Auftragskomposition der Deutschen Welle erfordert immerhin sieben Akkordeons als Solisten, auch das ist alles andere als alltäglich. Und zum Abschluss gibt es mit dem Tripelkonzert natürlich ein Stück von Ludwig van Beethoven.

Donnerstag, 14. September, 20 Uhr, Konzertsaal im WCCB: Campus-Konzert der Deutschen Welle, Tobias Feldmann (Violine), Konstantin Manaev (Violoncello), Kateryna Titova (Klavier), LandesJugendAkkordeonOrchester NRW, Bundesjugendorchester, Jugendorchester der Ukraine, Oksana Lyniv (Dirigentin), Werke von Franz Xaver Mozart (Ouvertüre), Boris Lyatoshinsky („An den Ufern der Weichsel“ op. 59), Bohdan Sehin (Fantasia Galiciana für sieben Akkordeons und Orchester – Uraufführung, Kompositionsauftrag der Deutschen Welle), Stefan Hippe (Vom Mond und dem Mädchen – Uraufführung), Ludwig van Beethoven („Tripelkonzert“ op. 56). Karten bei Bonnticket).

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