Kino mit Sinfonieorchester Hymnen aus Mittelerde

Köln/Berlin · Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Film kommt mit Howard Shores live gespielter Musik in die Lanxess-Arena. „Diese Musik ist eine Verneigung vor Wagner“, sagte der Filmkomponist.

 „Ich hatte keinen Masterplan“: Filmkomponist Howard Shore in Berlin.

„Ich hatte keinen Masterplan“: Filmkomponist Howard Shore in Berlin.

Foto: picture alliance / Jörg Carstens

Mit seinem gewaltigen Epos „Der Herr der Ringe“ hat der englische Autor J.R.R. Tolkien vor 60 Jahren ein Fantasy-Universum erschaffen, das bis heute nicht an Strahlkraft verloren hat. Als Regisseur Peter Jackson den als nicht verfilmbar geltenden Stoff vor 15 Jahren auf die Leinwand hob und die Elben, Orks, Trolle, Hobbits und Menschen aus Mittelerde cineastisch zum Leben erweckte, bekam die Saga auch eine mehrfach ausgezeichnete Filmmusik des kanadischen Komponisten Howard Shore spendiert. In Köln kehrt der erste Teil der Kinofilme „Die Gefährten“ nun zurück. Im Mittelpunkt steht dabei aber der bombastische Soundtrack. Ein Symphonieorchester und zwei Chöre sorgen für die Filmmusik, während der Film im Hintergrund auf eine Großbildleinwand projiziert wird.

Oscar-Preisträger Howard Shore hatte Anfang März in Berlin bereits die Werbetrommel für die Deutschland-Tour der Filmkonzerte gerührt. Mit seiner Arbeit fühlt sich der Kanadier bis heute sehr verbunden. „Die Musik zu hören, ist für mich, wie nach Hause zu kommen“, sagte er während seines Deutschlandbesuchs.

Die Musik zum Film zu komponieren, sei eine gigantische Aufgabe gewesen. „Alles, was ich über Musik gelernt habe, konnte ich in dieses Werk einfließen lassen“, so Shore. Vier Jahre lang habe er täglich fünf bis zehn Seiten auf Notenblättern komponiert. „Ich hatte dafür keinen Masterplan“, sagte Shore. „Ich hatte das Buch als Vorlage und habe mir die Musik Schritt für Schritt erarbeitet – von den Tiefen Morias bis zu den Wäldern Lóriens.“

Dafür schuf Shore eine Hommage an programmatische Musik wie die von Richard Wagner, Richard Strauss und Frank Liszt. Figuren, Völker, Orte und selbst Gegenstände wie der Ring des bösen Widersachers Sauron bekamen ihr jeweils eigenes musikalisches Thema. Die Methode musikalischer Leitmotive sei deshalb wichtig gewesen, um in der Komplexität der mystischen Fantasy-Welt Klarheit zu schaffen. Ideen dafür habe er aus aller Welt aufgesogen. Afrikanische Flöten hätten seine Filmmusik ebenso beeinflusst wie Instrumente aus Japan und Klänge aus Norwegen. So sei etwa die Hymne für die Reiter Rohans durch keltische Folklore inspiriert. „Letztlich ist diese Musik eine Verneigung vor Wagner“, sagte Shore.

Inspiration beim Schreiben finde er aber vor allem in der Natur. Aufgewachsen im kanadischen Ontario ziehe er sich auch heute noch gerne dorthin zurück, um in einer Landschaft aus Seen, Klippen und Kiefernwäldern seine Musik zu komponieren. „Diese Landschaft hat mich geprägt und prägt auch meine Musik.“

Am Donnerstag, 30. März, macht die Deutschland-Tour der Filmkonzerte Halt in Köln. Unter der Leitung des Schweizer Dirigenten David Reitz führen das Radiosymphonieorchester Pilsen, der Chor der Karlsuniversität Prag und der Philharmonische Kinderchor Prag den ersten Teil der Filmtrilogie „Die Gefährten“ in der Lanxess-Arena auf. Synchron dazu wird der Originalfilm mit deutschen Untertiteln gezeigt. Im Gegensatz zu Städten wie Nürnberg, Stuttgart und München gibt es bislang keine Pläne für Teil zwei und drei der Trilogie. Ob die für Köln noch folgen sollen, steht laut Veranstalter noch nicht fest.

Howard Shore schreibt seit etwa 40 Jahren Musik für Filme und gilt als einer der weltweit führenden Komponisten. Für seine musikalischen Interpretationen der Welten Tolkiens in „Der Herr der Ringe“ und „Der kleine Hobbit“ wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit drei Oscars, vier Grammys und zwei Golden Globes. Bekannt geworden ist Shore zudem für seine Filmmusik zu „Mrs. Doubtfire“, „Sieben“ und „Das Schweigen der Lämmer“.

Das Filmkonzert „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ wird am Donnerstag, 30. März, ab 19 Uhr in der Lanxess-Arena in Köln aufgeführt. Karten gibt es in den Bonnticketshops der GA-Zweigstellen sowie unter www.bonnticket.de

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