Kirk Douglas wird 100 Hollywoods harter Mann

Köln · Er war Spartakus und der Reporter des Satans: Der Schauspieler Kirk Douglas feiert an diesem Freitag seinen 100. Geburtstag.

 Den Stern hat er verdient: Kirk Douglas vor fünf Jahren auf Hollywoods „Walk of Fame“.

Den Stern hat er verdient: Kirk Douglas vor fünf Jahren auf Hollywoods „Walk of Fame“.

Foto: dpa

Er hat einen Hubschrauberabsturz, einen Schlaganfall und alle Kollegen seiner Generation überlebt: Der an diesem Freitag 100-jährige Kirk Douglas ist der letzte Zeuge der goldenen Hollywood-Ära von John Wayne, Burt Lancaster, James Stewart und all der anderen. „Wenn man lange genug lebt, bekommt man alle Auszeichnungen“, scherzte er 2001, als er (nach dem Ehren-Oscar) den Ehrenbären der Berlinale entgegennahm.

So schwer die Zunge auch nach gerade überwundener Krankheit war, so scharf wirkte der Blick auf die eigene Karriere. „Ich war fast nie der Mann mit dem weißen Hut“, umriss er sein Faible für Schurken, das zum Markenzeichen wurde. Denn statt sanfte Tugendbolde zu verkörpern, war der Kraftprotz mit dem Granitgrinsen und markant gekerbtem Nussknackerkinn stets auf Härte abonniert und starb unzählige drastische Leinwandtode.

Sein Sohn Michael, spätestens seit „Wall Street“ selbst im mimischen Schwergewicht etabliert, hat den Vater früher selten lachen sehen. Vielleicht kein Wunder bei der Geschichte des als Issur Danielowitsch Demsky in Amsterdam/Staat New York geborenen Jungen. Seine Eltern waren russische Bauern und bei der Einwanderung „vom Mittelalter in die Neuzeit gestolpert“. Und seine eigene Karriere begann mäßig verheißungsvoll mit einem Tschechow-Stück, bei dem man ihn nur als Echo aus der Kulisse hörte. Doch seine Freundin Lauren Bacall schwärmte dem Produzenten Hal Wallis von einem Russen vor, der sich ob seiner Verehrung für Douglas Fairbanks nun Kirk Douglas nannte. Prompt debütierte er 1946 als Alkoholiker neben Barbara Stanwyck, ätzte dann einen eisigen Gangster in die Leinwand („Goldenes Gift“) und boxte sich in „Champion“ endgültig durch.

Kirk Douglas wird 100 - in diesen Filmen spielte er unter anderem
19 Bilder

Kirk Douglas wird 100 - in diesen Filmen spielte er unter anderem

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Viele seiner hassverätzten Figuren spiegelten Amerikas Schattenseiten: Er war der manisch-depressive Verbrecherhasser im „Polizeirevier 21“ oder hielt als despotischer Produzent in Vincente Minnellis „Stadt der Illusionen“ Hollywood den Spiegel vor. Vor allem brillierte er als Billy Wilders zynischer „Reporter des Satans“, der Unfällen und Katastrophen gern selbst etwas nachhalf.

Als Dauergast im Macho-Fach wollte Douglas trotzdem nicht enden. So tappte er rührend-linkisch durch „Die Glasmenagerie“ und zügelte sein Temperament virtuos in Stanley Kubricks „Wege zum Ruhm“. Als Vincent van Gogh schließlich entfesselte er selbstzerstörerische Schaffenswut ohne gewittrige Theatralik. „Wir haben hier nicht die Zeit, alle Filme durchzugehen, die ich nicht hätte machen sollen“, scherzte er dennoch bei der Berliner Ehrung. Doch da hatte man ihm die entbehrlichen Auftritte als „Kaktus Jack“, Wikinger oder Odysseus längst verziehen.

Zwar mochte er „Spartacus“-Regisseur Kubrick („ein hervorragender Techniker, aber ein bisschen kalt“) nicht sonderlich, doch auf diesen Film ist er nicht nur wegen seiner Titelrolle als muskulöser Sklavenrebell stolz: Der Star setzte nämlich durch, dass der vom Gesinnungsschnüffler McCarthy mit Berufsverbot belegte Autor Dalton Trumbo mit richtigem Namen im Abspann erschien.

Ein Mann mit Zivilcourage also, mit musischer Ader (er sammelt Kunst und schreibt an einem weiteren Buch) und wachem Widerspruchsgeist. Als überzeugter Liberaler warnte er in der „Huffington Post“ noch im September vor einem Wahlsieg Donald Trumps: Dessen Einwandererfeindlichkeit spiegele nicht „die amerikanischen Werte, für die wir im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben“.

Der mit Anne Douglas (97) verheiratete Mime zeigt sich zwar nur noch selten in der Öffentlichkeit, hat sich den Wunsch nach einem gemeinsamen Film mit seinem berühmten Sohn aber 2003 („Es bleibt in der Familie“) erfüllt. Michael nahm denn auch jüngst den Ted-Kollek-Preis des Jüdischen Weltkongresses für Kirk entgegen.

Mag dessen Spätwestern „Einsam sind die Tapferen“ auch zum großen Unbeugsamen passen – auf den von Söhnen und Enkeln umgebenen Privatmann trifft der Titel glücklicherweise nicht zu.

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