Musik in Bonn Heimatkapelle Kofelgschroa in Endenicher Musikkneipe

Bonn · Die Heimatkapelle Kofelgschroa bringt Walzerrap und Volksbeats in die Musikkneipe Harmonie in Endenich. Für manchen war es das Konzert des Jahres.

 Kofelgschroa in der Harmonie Bonn.

Kofelgschroa in der Harmonie Bonn.

Foto: Jörg Manhold

Für manch einen war es die Entdeckung des Jahres in der Endenicher Musikkneipe Harmonie. Oberammergau trifft Rheinland: Die Heimatkapelle Kofelgschroa aus Oberbayern setzte am Mittwochabend in Verzückung. Vier Jungmusiker mit den traditionellen Instrumenten Akkordeon, Tuba, Horn, Gitarre und – hin und wieder – Maultrommel produzierten viel Unerwartetes. Es war ihr Debüt in Bonn. Da groovte, swingte und pääpte es.

Mit klar bajuwarischem Dialekteinschlag kamen bissige Texte daher, die kabarettistisches Niveau erreichten, aber selten mehr als eine Strophe hatten, dafür perpetuierend mehrstimmig durch den Wolf gedreht wurden. Wo die Sätze banal wirkten, verlieh ihnen die stetige Wiederholung die nötige Bedeutungskraft. Musikwissenschaftler könnten von der bewussten Dekonstruktion volksmusikaler Strukturen sprechen. Die Kofelgschroaer taten es mit sichtlichem Ernst und spitzbübischer Freude.

Was die vier Herren auf der Bühne veranstalteten, ist irgendwo zu lokalisieren zwischen Punk und Karl Valentin. Unprätentiös hatten sie die Bühne in Proberaumatmosphäre versetzt. Die Instrumentenkoffer und Pullover lagen unsortiert herum. X-beliebige Stühle hatten sie auf die Bühne geholt, um bei Gelegenheit den Fuß darauf ruhen zu lassen. Ob dieser Gestus Kalkül gar Konzept ist oder Ausdruck ihres alpenländischen Laisser faire war nicht abschließend zu ergründen.

Die Heimatmusiker jedenfalls sind schon seit zehn Jahren unterwegs und das nicht mehr nur in Bayern. Sie feiern Erfolge in allen Teilen Deutschlands, nächster Halt: Hamburg. Der Bandname „Kofelgschroa“ setzt sich übrigens zusammen aus dem Namen des Oberammergauer Hausbergs Kofel und dem bayrischen Begriff für Geschrei („Gschroa“).

Doch der Name täuscht. Es war harmonischer Chorgesang, den die Herren – Akkordeonist Maximilian Pongratz, Gitarrist Michael von Mücke, Hornist Matthias Meichelböck und Tubist Florian Mayrhofer von sich gaben. Walzerrap und Volksbeats, Tango, Blues und Jazz, immer wieder vermeintlich geerdet durch Texte mit Alltagsthemen wie „Die sind alle so verrückt“, „Wäsche“ und „Eintagesseminar“. Das Konzert: etwas Besonderes.

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