Ganz schön clever Guido Cantz im Interview

BONN · Der Kölner Moderator Guido Cantz präsentiert ein neues Reise-Quiz im Fernsehen und ein kölsches Festival in der Bonner Rheinaue. Und auch sonst tut sich viel beim Spaßmacher aus Porz.

 Guido Cantz: "Die Zuschauer können mitraten. Und dann stehen sie an der Theke ihrer Stammkneipe und fragen in die Runde: Glaubt Ihr, dass es auf Hawaii einen Kokosnuss-Inspektor gibt?“

Guido Cantz: "Die Zuschauer können mitraten. Und dann stehen sie an der Theke ihrer Stammkneipe und fragen in die Runde: Glaubt Ihr, dass es auf Hawaii einen Kokosnuss-Inspektor gibt?“

Foto: SWR/Volker Oehl

Mitnichten. Guido Cantz erzählt mit dem Kollegen Eckart von Hirschhausen unentwegt Witze, die zurzeit in einer Endlosschleife zum Beispiel auf den Toiletten des GOP-Theaters Bonn zu hören sind. Er spielt Fußball beim SSV Troisdorf 05 Alte Herren und feiert seine 25 Jahre als Tournee-Kabarettist als „Blondiläum“ demnächst im Haus der Springmaus. Cantz kann alles und macht auch alles. Als weithin sichtbarer Werbeträger empfiehlt er auf Hausfassaden über mehrere Stockwerke ein Möbelhaus aus seiner Heimatstadt Porz. Geburtstag hat er auch noch, und zwar heute, am 19. August. Glückwunsch! Mit Guido Cantz sprach Heinz Dietl.

GA: Herr Cantz, besteht bei all Ihren Aktivitäten die Gefahr, dass Sie mal eine Sendung moderieren, in der Sie auch als Kandidat auftreten, weil Sie sowieso lieber alles selbst machen?

Cantz: Das wäre eine gute Idee – für die versteckte Kamera zum Beispiel. Bei einem Quiz funktioniert das leider nicht.

GA: Warum nicht?

Cantz: Weil ich dann schon vorher die Fragen wüsste, die ich mir selber stellen würde.

GA: Auch bei Ihrem neuen Projekt stellen Sie viele Fragen. Ist „Flieg mit mir!“ eine Art „Herzblatt“ für Menschen mit Fernweh?

Cantz: Nicht ganz. Sicher, es kommt „Herzblatt”-Feeling auf, weil Singles, die sich nicht kennen, aufeinandertreffen. Doch es handelt sich hier um ein Reisequiz, und in jeder Folge steht ein aufregendes Reiseland im Mittelpunkt. Zwei Single-Teams beantworten Quizfragen. Und zum Finale müssen sich die Gewinner entscheiden, ob sie zusammen beispielsweise nach Neuseeland fliegen – oder lieber das Geld nehmen.

GA: Recherchieren Sie persönlich in den Traumländern?

Cantz: Hätte ich gern gemacht. Aber der Aufwand wäre zu groß. Immerhin lerne ich in der Sendung Länder kennen, die ich nie auf dem Zettel hatte. Ich denke, ich müsste dringend mal nach Argentinien.

GA: Wie kommen Sie überhaupt auf die Idee, zum Ende der Sommerferien mit einem Reise-Quiz auf Sendung zu gehen?

Cantz: Man schaut sich auch im Herbst, wenn es draußen regnet, gern schöne Bilder aus Bora Bora an. Von daher glaube ich, dass wir mit unseren 15 Sendeterminen ganz gut liegen.

GA: Die Fernsehsender produzieren Quizshows ohne Unterlass. Wo liegt der Reiz?

Cantz: Die Zuschauer können mitraten. Und dann stehen sie an der Theke ihrer Stammkneipe und fragen in die Runde: „Glaubt Ihr, dass es auf Hawaii einen Kokosnuss-Inspektor gibt?“

GA: Muss man das wissen?

Cantz: Jeder Mensch möchte gern viel wissen – und damit vielleicht auch ein bisschen klugscheißern. Vielleicht sind Quizsendungen eine Modeerscheinung, aber ich selber schaue gern Quiz – und bin mit Spaß auch als Kandidat dabei.

GA: Waren Sie schon mal beim Prominenten-Special von „Wer wird Millionär“?

Cantz: Nein, war ich noch nicht, aber sonst fast überall.

GA: Für die nächste Staffel von „Verstehen Sie Spaß?“ laufen Sie sich mit einem „Best of“ warm. Was haben wir am 9. September zu erwarten?

Cantz: Helene Fischer. Tolle Frau, sehr unkompliziert, sehr normal. Beim „Best of“ lassen wir die Höhepunkte des Jahres Revue passieren. Dieses Mal zeigen wir die versteckte Kamera darüber hinaus mit Boris und Lilly Becker, Mark Forster und Sven Plöger. Sven leidet seither unter Verfolgungsängsten. Moderiert habe ich am Bodensee – schöne Gegend. Am 14. Oktober senden wir dann wieder live.

GA: Und das geht dann so weiter bis zur Rente?

Cantz: Hätte ich nichts dagegen. Ich mache „Verstehen Sie Spaß?“ jetzt acht Jahre, wer hätte das gedacht!

GA: Empfinden Sie den Spagat zwischen Spaß und Schadenfreude als Ritt auf der Rasierklinge?

Cantz: Klar, manchmal schießt man vielleicht übers Ziel hinaus, doch insgesamt funktioniert das Konzept dieser Familienshow sehr gut. Und: Wir haben erstaunlich viele junge Zuschauer. Das war mein Anspruch, als ich angetreten bin.

GA: Nun moderieren Sie auch „Jeck im Sunnesching“ in Bonn. Ist das Karneval im Sommer?

Cantz: Ich habe mir die Veranstaltung 2016 in Köln angeschaut, bevor ich die Moderation für Bonn zugesagt habe. Mir gefällt der Festival-Charakter. Viele Besucher sind sommerlich verkleidet, die Atmosphäre passt. Gut, es läuft kölsche Musik, aber die beteiligten Bands sind mittlerweile ja auch außerhalb des Karnevals ziemlich aktiv.

GA: Brings, Querbeat oder Kasalla funktionieren ganzjährig. Ist das der Trend?

Cantz: Ja, die Bands füllen die Lanxess Arena und das FC-Stadion, viele junge Musiker wachsen nach. Ich freue mich auf die Moderation in Bonn, bin aber kein Freund eines ganzjährigen Karnevals – wobei der Rheinländer dazu neigt und seine Musik jederzeit spielt.

GA: Ist Karneval in Ihrem Jahresprogramm weiterhin gesetzt?

Cantz: Aber sicher. Ich mache das seit 26 Jahren, das sind meine Wurzeln, da bleibe ich gern treu.

GA: Wann im Jahr legen Sie den Schalter um auf „Karneval“?

Cantz: Rechtzeitig. Karneval ist eine spezielle Disziplin, ich mache in der Session nichts Anderes. Auch keine Fernsehtermine, das wissen die Sender. Ab September überlege ich mir, was man im Karneval auf der Bühne erzählen könnte. Wobei: So lange Wahnsinnige wie Trump und Kim das machen, was sie für Politik halten, werden die Themen nicht ausgehen.

GA: Kann es sein, dass Sie gelegentlich in einem Porzer Möbelhaus übernachten?

Cantz: Ich wohne zeitweise sogar dort. Nein, das Unternehmen liegt bei mir vor der Haustür, ist noch inhabergeführt, sehr bodenständig. Dafür gebe ich gern mein Gesicht her.

GA: Sie interessieren sich als Fußballer für das Vereinsleben in der Region. Zufrieden mit dem 1. FC Köln und dem Bonner SC?

Cantz: Bei beiden Vereinen hat sich einiges getan. Beim BSC kenne ich den sportlichen Leiter Thomas Schmitz, wir spielen zusammen bei den Alten Herren in Troisdorf. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Bonn mit seinem Potenzial und seinem Umfeld höher spielen müsste. Die erste Runde im DFB-Pokal war ein Höhepunkt – und gut für die weitere Euphorie.

GA: Unser Interview erscheint am 19. August. Das ist Ihr Geburtstag. Dramatisch?

Cantz: Ich werde 46. Okay, das ist die zweite Hälfte auf dem Weg zur 50. Dramatisch würde die Sache aber erst, wenn der Rauchmelder Alarm schlägt.

GA: Wieso der Rauchmelder?

Cantz: Bei 46 Geburtstagskerzen verhält er sich noch ruhig. Hoffe ich jedenfalls.

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