Kammermusikfestival im Beethoven-Haus Große Sause zum Ende der Beethovenwoche
Bonn · Das Kammermusikfestival des Beethoven-Hauses ist mit einem dreieinhalbstündigen Konzert im Kammermusiksaal und einer Sause im „Stiefel“ zudende gegangen.
Nach zweieinviertel Stunden pausenloser Musik hatten weder Publikum noch Musiker genug und zogen vom Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses weiter ins benachbarte Gasthaus „Im Stiefel“, wo es zu Liedern und Tänzen von Beethoven, Bach und Bartók Kölsch und kleine Leckereien gab. Große Sause also zum Ende der Beethovenwoche, dem längst wieder Tradition gewordenen Kammermusikfest des Beethoven-Hauses.
Sein launiger Abschluss sagt viel über das Selbstverständnis des Festivals aus: Als Leiterin ist die Präsidentin des Vereins Beethoven-Haus, Tabea Zimmermann, seit der Festivalpremiere 2014 Garant für ein klug zusammengestelltes, ebenso anspruchsvolles wie unprätentiös vorgetragenes Programm. Dabei spielt es eigentlich keine Rolle, ob im Mittelpunkt wie im vergangenen Jahr die extrem fordernde „Hammerklaviersonate“ oder wie in diesem Jahr Beethovens „Volksliedbearbeitungen“ im Zentrum stehen.
2019 werden es die „Diabelli-Variationen“ sein. Dass Zimmermann und kompetente Helfer wie Luis Gago und Beate Angelika Kraus aus so konträrem und kontrastierendem Ausgangsmaterial spannende und inspirierende Abende komponieren, macht die Beethovenwoche einzigartig in der bunten deutschen Festivallandschaft. Mit 2000 Besuchern beziehungsweise 88 Prozent Auslastung, die Hausherr Malte Boecker in seiner Begrüßung bekanntgab („Bis 2020 können wir das noch ein bisschen steigern“), kann man auf eine erfreuliche Publikumsresonanz verweisen.
Die Akteure des fulminanten Finales kamen überwiegend aus Finnland. Als Spielführer des bunten Ensembles traten drei Mitglieder des Streichquartetts „Meta 4“ an. Zu Beginn intonierte Minne Pensola auf der Geige Jesper Nordins „Gammeldansen“, zu ihr gesellte sich aus dem Dunkel oberhalb des Publikums kommend ihr Partner Antti Pensola, um mit ihr gemeinsam drei volkstümliche Polkas zu spielen. „Meta4“-Mitglied Nummer drei, der Cellist Tomas Djupsjöbacka, fügte sich unsichtbar vom Regieturm aus mit dem „Dialog“ aus György Ligetis Sonate ein. Im weiteren Verlauf des Abends kamen noch der Pianist Alasdair Beatson, Tabea Zimmermann mit ihrer Viola, die Harmoniumspielerin Milla Viljamaa sowie die Sopranistin Raphaela Papadakis hinzu. Es erklangen Werke des Finnen Jouni Kaipainen, von George Enescu und Witold Lutoskawski.
Das im praktischen Metallkoffer-Chassis daherkommende Harmonium gab Antonín Dvoráks Bagatellen op. 108 im Zusammenklang mit zwei Violinen und Violoncello die besondere originale Farbe zurück. Papadakis sang mit hellem Sopran zehn der 25 Schottischen Lieder op. 108, die den genetischen Code für das Festival gebildet hatten. Beim letzten Lied „Come Fill, Fill My Good Fellow“, hätte das Publikum aus den bereitgelegten Notenblättern den Refrain mitsingen sollen. Doch das gelang ohne vorherige Probe nicht wirklich. Der Stimmung tat dies aber keinen Abbruch.