Der Star hat Zeit für Spielereien Gorillaz im Kölner Palladium

Köln · Glänzend aufgelegt: Damon Albarns Bandprojekt Gorillaz präsentierte im Kölner Palladium vor allem Stücke vom fünften Album „Humanz“.

 Wasserspender: Damon Albarn im Kölner Konzert. FOTO: THOMAS BRILL

Wasserspender: Damon Albarn im Kölner Konzert. FOTO: THOMAS BRILL

Foto: Thomas Brill

Pinocchio hatte einen großen Traum: ein richtiger Menschenjunge aus Fleisch und Blut zu werden. Damon Albarn hat gemeinsam mit seinem ehemaligen Mitbewohner, dem Tank-Girl-Zeichner Jamie Hewlett, Ende der 1990er Jahre mit dem Projekt Gorillaz das popmusikalische Gegenstück zu der lebendig gewordenen Holzfigur entworfen – nur in umgekehrter Version.

Mit der rein fiktionalen Comic-Band betrieben die beiden Briten sozusagen ihre Auflösung von Fleisch und Blut in Tinte und Farbe. Doch der kleine Holzjunge möchte wieder ein Mensch werden. Das zeigte nun auch das von der Telekom gesponserte und per 360-Grad- sowie zusätzlichen HD-Kameras weltweit live übertragene Konzert im Kölner Palladium.

Dort spielten Stuart „2D“ Pot, Noodle, Murdoc Niccals und Russel Hobbs – wie die vier gezeichneten Bandmitglieder heißen – allenfalls noch die Rolle von Bandmaskottchen. In Köln, wo die Band vornehmlich ihr Ende April erschienenes, fünftes Album „Humanz“ präsentierte, standen reale Menschen auf der Bühne – dank des 360-Grad-Livestreams auf dem Handy sogar aus allen erdenklichen Winkeln gut sichtbar. Stetiger Mittelpunkt war natürlich meist Albarn selbst. Glänzend aufgelegt präsentierte sich die Britpop-Legende, spielte gleichermaßen mit den vielen Kameras wie auch mit seinen Fans, denen er immer wieder erfrischendes Wasser ins Gesicht spritzte. Für solche Spielereien blieb dem 49-Jährigen aber auch viel Zeit.

Denn Albarn ist vielleicht nach Liam Gallagher zu Oasis-Zeiten der Frontmann mit dem geringsten Arbeitsaufwand. Die vielen Pausen Albarns liegen am Grundkonzept der Gorillaz, auf möglichst viele Gastauftritte von illustren Soul-, Pop- und Hip-Hop-Größen zu setzen. Weil es schlichtweg unmöglich ist, diese alle für einen Liveauftritt zusammenzutrommeln, wurden deren Parts als flackernde Schwarz-Weiß-Videos auf die Leinwand projiziert – vielleicht der größte Schwachpunkt an der Fleischwerdung der Gorillaz.

Aber Albarn hatte dennoch eine Handvoll Gäste dabei. Peven Everett sang „Strobelite“ sowie „Stylo“ vom Drittwerk „Plastic Beach“. Jamie Principle feierte gemeinsam mit Zebra Katz eine „Sex Murder Party“, und Savages-Sängerin Jehnny Beth sorgte mit ihrem Bad in der Menge bei „We Got The Power“ neben dem Abschluss mit dem 2001er Hit „Clint Eastwood“ für den ekstatischen Höhepunkt des Abends.

Ab Anfang kommender Woche wird der komplette Showmitschnitt auf www.electronicbeats.tv sowie www.magenta-musik-360.de und über die zugehörige Magenta-Musik-App abrufbar sein.

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