Geschenktipps der Feuilleton-Redaktion Gold Ruhm Zitrus

Bonn · Man weiß es von Aldous Huxleys Roman „Schöne neue Welt“ oder George Orwells „1984“: Dystopische Erzählungen sind immer der Ausdruck einer echten Furcht, die sich über die Gesellschaft legt. Auch der Roman „Gold Ruhm Zitrus“ der amerikanischen Schriftstellerin Claire Vaye Watkins den Leser entführt, möchte man im wirklichen Leben nicht sein Zuhause nennen.

 Autorin Claire Vaye Watkins.

Autorin Claire Vaye Watkins.

Foto: Heike Steiweg/Ullstein

Die Begriffe des wohlklingenden Titel-Dreiklangs sind längst obsolet gewordene Attribute Kaliforniens, dessen Lebensadern einst das Edelmetall, der Glamour Hollywoods und blühende Landschaften gewesen sind. Davon ist in dem Roman nichts mehr übrig, das Land ist eine Wüstenei, der Klimawandel Wirklichkeit.

Aber „Gold Ruhm Zitrus“ ist mehr als eine didaktische Zeigefingerlektüre. Dafür erweist sich Watkins als eine zu gute Erzählerin. Im Mittelpunkt ihrer Geschichte stehen der desertierte Soldat Ray und das Ex-Model Luz, die in einer verlassenen Villa eines Hollywoodstars ihre Zeit totschlagen. Sie gehören zu Gefangenen, denen der Auszug in lebenswertere, fruchtbarere Regionen nicht erlaubt wird. Als Luz eines Tages bei einem „Regentanz“ in den ausgetrockneten Kanälen von Venice Beach auf das kleine Mädchen Ig trifft, fliehen sie.

Als ihr Wagen stehen bleibt, lässt Ray Luz und das Kind zurück, die aber von dem charismatischen Levi gerettet werden, dem Anführer einer Kommune, die nicht von ungefähr an die „Family“ Charles Mansons erinnert. Der Vater der 1984 geborenen Claire Vaye Watkins war eine Zeit lang Mitglied der „Familie“.

Die Beschreibung der postzivilisatorischen Mad-Max-Atmosphäre macht die Lektüre zu einem eindringlichen Leseabenteuer.

(Claire Vaye Watkins: Gold Ruhm Zitrus, Ullstein Verlag, 416 S., 24 Euro)

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