Offene Ateliers Flüchtig wie Wasser, Feuer und Rauch

Bonn · Die Lust am Experiment: Am Wochenende präsentieren sich Künstler des Atelierhauses Dorotheenstraße im Rahmen des Macke-Viertel-Fests

 In Wahrheit haben sie kein Brett vorm Kopf. Sechs der acht Künstler des Atelierhauses: (v.li.) Tina van de Weyer, Matthias Wörner, Britta Mielke, Valerie Häußler, Elisabeth Reichegger und Anthony DiPaola (nicht im Bild Kathrin Graf und Esteban Sánchez). FOTO: SCHOENEBECK

In Wahrheit haben sie kein Brett vorm Kopf. Sechs der acht Künstler des Atelierhauses: (v.li.) Tina van de Weyer, Matthias Wörner, Britta Mielke, Valerie Häußler, Elisabeth Reichegger und Anthony DiPaola (nicht im Bild Kathrin Graf und Esteban Sánchez). FOTO: SCHOENEBECK

Foto: Schoenebeck

Beim Treffen mit den Künstlern des Atelierhauses, das der Bonner Kunstverein in der Dorotheenstraße unterhält, liegen gespannte Vorfreude und noch ein wenig Arbeitsatmosphäre in der Luft. Fürs Wochenende machen sich acht Künstler bereit, wie jedes Jahr, einen Blick in ihre Ateliers und auf ihre Kunstproduktion zuzulassen. Den Besucher erwartet neben neuen Gesichtern auch einiges an personeller und künstlerischer Kontinuität. Außerdem haben sich offenbar bei einigen Künstlern unabhängig voneinander ähnliche Fragestellungen in ihrer Arbeit ergeben, was den Rundgang besonders interessant macht.

Matthias Wörner, der nach fünf Jahren im Atelierhaus zum letzten Mal mit von der Partie ist, hat seine Strömungsforschung konsequent weiterverfolgt. In den frei im Raum hängenden Arbeiten, die aus gefärbten Holzplättchen an Nylonfäden bestehen und die umschritten werden sollen, manifestieren sich Prinzipien der Natur. Die fragilen Werke sind nicht so flüchtig wie Wasser, Feuer oder Rauch und deren sich rasch wandelnde Erscheinungsformen, aber Wörner ist es gelungen, ihre Bewegungsrichtung und Dynamik sichtbar zu machen.

Auch Anthony DiPaola arbeitet konzeptionell und in Versuchsreihen. Der aus New York zugezogene Maler und Philosoph beschäftigt sich seit vergangenem Sommer mit der Farbe Weiß, die er nach strengen Vorgaben in vielen Varianten auf die Leinwand bringt. Hier geht es um die Frage, inwieweit man mit den selbst gewählten Einschränkungen Unterschiede herausarbeiten kann. Auch Elisabeth Reichegger, die mit Aquarellfarben und Bleistift auf Papier arbeitet, interessieren die kleinen Unterschiede. Zarte Nuancen, feine Linien und wolkige Formationen auf durchweg kleinen oder kleinsten Formaten erfordern eine intensive Kontaktaufnahme. In ihren Fotografien greift Tina van de Weyer Themen aus Natur und Umwelt auf, in denen direkt oder indirekt Tiere und der Mensch auftauchen. Sie hat Tierpräparate im Dickicht fotografiert, ist in Kolumbien auf die Suche nach entlaufenen Nilpferden gegangen und zeigt Arbeiten einer neuen Fotoserie, die sich mit dem ersten Morgen an einem neuen Ort beschäftigt.

Britta Mielke und Valerie Häusler werden, wie schon den vergangenen Jahren, ihren gemeinsam genutzten Atelierraum auch wieder gemeinsam bespielen. Hier sind, auch wieder ohne große Absprachen, zwischen den Formen aus farbiger Knete von Mielke und Häuslers Skizzen auf Zeitungspapier und Fliesen überraschende Bezüge entstanden. Die eine formt und wirkt aus den Farben abstrakte Knetobjekte, die auf der Glasplatte am Boden eine eigenwillige Präsenz entwickeln. Die andere gießt und spritzt Tusche und Wachs auf Untergründe, wo sie sich verteilen, verlaufen und ihr dynamisches Spiel mit Zufall und Kontrolle treiben.

Atelierhaus des Bonner Kunstvereins, Dorotheenstraße 99; geöffnet am 13. Mai von 14-20 Uhr mit offizieller Eröffnung um 16 Uhr und am 14. Mai von 14-18 Uhr mit Atelierrundgang um 14 Uhr. Während des Macke-Viertel-Festes am 13. Mai startet die Kunstroute zum Atelierhaus um 15.30 Uhr am Bonner Kunstverein.

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