Musik aus aller Welt Festival Over The Border startet im März in Bonn

BONN · Noch größer, noch länger, noch außergewöhnlicher: Nach dem großen Erfolg mit 5000 Besuchern im vergangenen Jahr geht das Bonner Festival „Over The Border“ im März in die dritte Runde.

Je globaler die Gesellschaft wird, desto so bunter die Musik. Afrikanische und lateinamerikanische Rhythmen mischen sich mit Balkan-Klängen, arabische Phrasen verzieren deutsche Blasmusik; Jazz, Blues, Tango und Fado befruchten sich gegenseitig. Grenzen spielen keine Rolle mehr. Genau hier setzt der Bonner Konzertveranstalter Manuel Banha an, der mit seinem Festival „Over The Border“ in der Bundesstadt bereits zweimal für Begeisterung gesorgt hat und – in Kooperation mit dem UN-Sekretariat zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) – kurz vor der dritten Auflage steht.

Die Marschrichtung ist deutlich: noch größer, noch länger, noch außergewöhnlicher, inklusive eines Brass-Gipfeltreffens und einer Afro-Rap-Nacht. „Das Ziel ist es, die Menschen neugierig auf andere Kulturen zu machen, ihnen einen Anreiz zu geben, sich zu öffnen und zu erfahren, was die Welt ausmacht“, sagt Banha im Interview mit dem General-Anzeiger. „Das riesige Interesse im vergangenen Jahr, bei dem bis auf eine Veranstaltung alles ausverkauft war, hat gezeigt, dass dieses Konzept hervorragend funktioniert“, sagt der Weltmusik-Impresario. „Ich hoffe, dass wir diesen Erfolg in diesem Jahr wiederholen können.“

Dabei kann sich das Programm wirklich sehen lassen. Schon der Auftaktabend hat es in sich: Neben dem Berliner Rapper Trettmann steht mit Äl Jawala eine der derzeit besten Weltmusikbands Deutschlands auf der Bühne – eine Band, die mühelos und elegant Balkan-Soul, Dance-Beat und Modern Klezmer vermischt und als Garant für gute Laune gilt.

Festival soll Vielfalt ermöglichen

Für das Quintett ist das Konzert in Bonn zugleich der Tourneeauftakt, bei dem die Musiker erstmals die Songs des neuen Albums „Lovers“ spielen wollen. „Um Vielfalt zu erleben, muss man in der Lage sein, Grenzen zu überwinden“, betont Äl Jawala mit Blick auf „Over The Border“ und den Untertitel „Music Diversity Festival“.

Und genau diese Vielfalt ermöglicht das Festival, wie auch die Gato-Preto-Sängerin Gata Misteriosa betont: „Ich freue mich schon riesig, weil so viel geboten wird, von Big Brass bis Afrobeat, von lokalen Matadoren aus Deutschland bis hin zu Musikern aus Palästina, Indien und den Kapverden.“ So wird ihr Duo Gato Preto, das angolanische Elektromusik, Favela-Funk und Township-Grooves verschmilzt, im Telekom Forum auf die Rap-Trinität Megaloh, Musa und Ghanaian Stallion alias BSMG treffen, während in der Harmonie das polnische Bumbum Orkestrar mit den palästinensischen 47Soul spielen wird.

Derartige Kombinationen sind es, die Organisator Banha besonders reizen. „Ich sehe mich schon in einer Vermittlerrolle“, sagt er. „Ich hoffe natürlich immer auf gemeinsame Auftritte der Künstler, kann das aber nicht erzwingen. Dieser Wunsch muss von ihnen selbst kommen. Ich persönlich finde es auf jeden Fall faszinierend, wenn ganz unterschiedliche Musiker zusammenkommen und dadurch etwas Neues entsteht.“

So wie im Kammermusiksaal, wo sich Sänger aus Madagaskar, Mali und Marokko unter dem Namen Les 3Mas mit dem indischen Lap-Slide-Gitarristen Debashish Bhattacharya verbünden. „Dafür habe ich ganz bewusst zwei Termine angesetzt.“

Den Nukleus des Festivals bilden aber in diesem Jahr keine internationalen, sondern vielmehr drei deutsche Formationen. „Wenn Querbeat auf die Hamburger Techno-Marching-Band Meute und auf das süddeutsche Pendant Dicht & Ergreifend trifft, findet ein Gipfeltreffen der Brass-Gruppen statt, das man sonst so nicht erleben kann“, sagt Banha. „Jede Formation hat ihren ganz eigenen Sound, der sich sicherlich hervorragend mit dem der anderen verbinden wird.“

So orientiert sich Meute eher an den Danceclub-Beats und setzt Techno- und House-Stücke akustisch um, während Dicht & Ergreifend sich eher in Richtung bayerischem Hip-Hop orientiert. Und gerade hier in der Region ist es kein Geheimnis, dass die Bonner Musiker von Querbeat hervorragend feiern können und auf der Bühne richtig Gas geben.

„Diesen Leuten eine Bühne bieten"

Insgesamt ist Manuel Banha auf das Programm durchaus stolz. Die Mischung passt. Klezmer-Fans kommen bei Kroke in der Pauluskirche auf ihre Kosten, Freunde eher ruhiger Weltmusik in der Brotfabrik beim Auftritt des Quartetts Inspire um die Quadro-Nuevo-Harfistin Evelyn Huber.

Außerdem erfüllt sich Banha einen Herzenswunsch und setzt der berühmten kapverdischen Sängerin Cesaria Evora fast sieben Jahre nach deren Tod mit einem Konzert ihrer musikalischen Erben ein Denkmal. „Ich bin so froh, dass ich so etwas realisieren kann.“

Und so gibt es bislang nur einen winzigen Wermutstropfen: Der griechische Superstar Maraveyas hat seinen Auftritt beim Festival aus terminlichen Gründen abgesagt. „Das ist für uns natürlich ärgerlich, weil Maraveyas genau das verkörpert, was mich an Weltmusik fasziniert: Er ist ein Künstler, der in seiner Heimat Stadien füllt und hier bei uns außerhalb der griechischen Gemeinde weitgehend unbekannt ist“, erklärt der Veranstalter.

„Diesen Leuten eine Bühne zu bieten und ihnen zu zeigen, dass sie auch jenseits der Grenzen ihres Landes die Menschen berühren können, ist mir immer ein Herzensanliegen gewesen“, betont Festivalleiter Banha. „Schade, dass es mit Maraveyas jetzt nicht geklappt hat. Dafür haben wir die Kultband Imam Baldi gewinnen können, die zuletzt unter anderem beim Roskilde- und beim Montreal Jazz Festival aufgetreten sind.“ Ein weiterer Beweis dafür, dass Musik sich um Grenzen nicht schert.

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