Ausstellung im Ägyptischen Museum Faszination Auge

Bonn · Die Ausstellung „Blickkontakt – Das Gesicht im Alten Ägypten“ im Ägyptischen Museum der Bonner Universität.

 Mumienmaske eines Mannes

Mumienmaske eines Mannes

Foto: Ägyptisches Museum

Welcher Kunstfreund ließe sich nicht von den stechenden Augen der Mumienmaske eines Mannes faszinieren, mit der das Ägyptische Museum Bonn seine öffentliche Werbung betreibt? Auch sonst sind die Augen in der ägyptischen Kunst derart aussagekräftig, dass sie das Thema der Ausstellung „Blickkontakt – Das Gesicht im Alten Ägypten“ bestimmen. Und auch hier besticht diese Maske aus der späten Ptolemäerzeit, die einst in die Mumienbinden des Verstorbenen eingenäht war.

Die Einstiche sind noch zu erkennen. Prägend sind die geschminkten Augen. Sie sind ohne die Schminke nicht denkbar, die den Toten wie den Lebenden nicht allein zur Schönheit, sondern auch zum Wohl ihrer Augen dienen sollte. Das Ägyptische Museum besitzt die notwendigen Utensilien, etwa ein die schwarze Schminkkohle bergendes Gefäß mit dem passenden Stift und eine Schminkpalette in der Form eines Fisches. Dieses Artefakt belegt den Brauch der medizinischen Kosmetik seit der Mitte des 4. Jahrtausends vor Christus.

Grundsätzlich geht es im Sepulkralkult nicht um die Identität des Toten, sondern um so etwas wie seine alterslose Vollkommenheit und um seine Wiederbelebung, die sich in den Sinnesorganen, auch in den nach vorn geklappten und unnatürlich hoch angesetzten Ohren manifestiert. Man kann also von der Komposition eines Gesichtes sprechen. Ebenso zielt auch die Porträtkunst nicht auf die erkennbare Identität ab.

Die Königsplastik etwa strebt nicht nach Individualisierung, vielmehr nach Charakterisierung, nach dem Allgemeingültigen im Bild des Pharaos. Denn er ist immer nur Teil der langen Reihe einer Dynastie. In der Reliefkunst und Wandmalerei dominiert die Gesichtsdarstellung im Profil. Auch das Relief des Königs Sahu-Re folgt diesem Prinzip; jedoch lässt eine tiefe Mulde erahnen, dass sein Auge ehemals aus einer kostbaren Einlage bestand. Die Ikonografie der Göttin Hathor macht eine Ausnahme von der Regel, denn sie wird frontal abgebildet. Fratzenhaft frontal erscheint auch ein Feindesbild im großen Wandrelief des Museums.

Während das Iret-Auge allein dem menschlichen Auge nachgebildet ist, vereinen sich das menschliche mit dem mythisch-göttlichen Auge des Horus in den Udjat-Augen. Ihnen wird seit dem Alten Reich heilende und Übel abwehrende Kraft sowie Schutz vor dem „bösen Blick“ nachgesagt. In der Zeichnung eines Udjat-Augen-Amuletts aus polychromer Fayence, das um 1300 bis 650 v. Chr. datiert wird, lassen sich beide – menschliche und göttliche – Merkmale klar unterscheiden. Dem Publikum werden Blickkontakte mit der Ausstellung empfohlen!

Ägyptisches Museum Bonn, Regina-Pacis-Weg 7; bis 3. April, Di bis Fr 13 – 17, Sa und So 13 bis 18 Uhr

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