"Radikaler Neuanfang" beim ESC-Vorentscheid Europäische Jury soll deutschen ESC-Beitrag finden

Bonn · Wenn es eine deutsche Jury nicht schafft, müssen eben internationale Experten ran: Damit Deutschland endlich wieder bessere Aussichten auf Erfolg beim Eurovision Song Contest (ESC) hat, soll nun der deutsche Vorentscheid radikal verändert werden.

Wie sollte sich der deutsche Beitrag für den Eurovision Song Contest anhören, damit ihn Europa mag und für ihn abstimmt? Um diese Frage zu beantworten, wollen die Verantwortlichen beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) - und damit Zuständigen für den deutschen ESC-Beitrags - genau jene fragen, die diese Frage beantworten können - und zwar die Europäer selbst.

Nachdem die deutschen Acts zuletzt komplett durchgefallen waren, soll 2018 eine internationale Jury bei der Auswahl helfen, damit Deutschland bei dem europäischen Musik-Wettbewerb endlich wieder vorne mitspielt.

Keine Bewerbung für Zuschauer-Jury möglich

Neben den deutschen Fernsehzuschauern werden laut NDR 100 ausgewählte Europäer - der sogenannte Europa-Panel - über den deutschen Beitrag für Lissabon entscheiden. Sie sollen den Musikgeschmack der internationalen Fernsehzuschauer repräsentieren. Ziel ist es, einen Beitrag zu finden, den möglichst viele Europäer mögen werden.

Die Mitglieder der europäische Zuschauer-Jury werden durch Befragungen in einem mehrstufigen Auswahlprozess in den sozialen Netzwerken ausgesucht. Dabei werden mindestens 10.000 Menschen angesprochen. Eine Bewerbung dafür ist nicht möglich.

Kompetemz aus internationaler Experten-Jury

Doch offenbar will man beim NDR auf Nummer Sicher gehen und noch mehr Kompetenz im Vorentscheid mit entscheiden lassen. So will der Sender zusätzlich eine internationale Jury zusammenstellen, die aus 20 bis 25 Personen besteht, die in den vergangenen Jahren in ihren Heimatländern Mitglieder der nationalen Jury waren und dabei ihren musikalischem Sachverstand unter Beweis gestellt hätten, heißt es weiter. Sie vergeben wie beim ESC in Lissabon ihre Punkte unter den Teilnehmern des deutschen Vorentscheids.

Offenbar traut man den deutschen Musikexperten es nicht zu, dass sie endlich mal einen Act ins Renen schicken, der bei der durchaus kritischen europäischen ESC-Community ankommt. ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber spricht daher von einem "radikalen Neuanfang". Dabei würden der internationale Publikumsgeschmack und die internationale musikalische Fachkompetenz konsequent berücksichtigt.

„Wir haben in den letzten Monaten viele intensive Gespräche geführt, alles auf den Prüfstand gestellt und externen Rat und Kritik eingeholt", sagte Schreiber.

Wer für Deutschland beim ESC auf der Bühne stehen möchte, kann sich bis zum 6. November online bewerben. Aus allen Bewerbern wählen die Mitglieder des Europa-Panels 20 potenzielle Kandidaten für den Vorentscheid aus. Mit ihnen will der NDR im Studio arbeiten, um ihren Gesang und ihre Bühnenpräsenz möglichst gut beurteilen zu können. Auf Basis dieser Ergebnisse wählen das Europa-Panel und die internationale Jury die fünf Vorentscheid-Teilnehmer aus.

Das Sendedatum zum deutschen ESC-Vorentscheid wurde bisher übrigens noch nicht bekanntgegeben. Das Finale wird am 12. Mai 2018 ab 21 Uhr live aus Lissabon im Ersten ausgestrahlt. Und hoffentlich heißt es dann man wieder häufiger: "Germany - 12 Points!"

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