"BOB Goes Pops" Er will die Klassikfans bei der Stange halten

Bonn · Beethoven-Orchester-Chefdirigent Christof Prick dirigiert am Samstag erstmals im WCCB. Auf dem Programm steht populäre Klassik mit einem Hauch von Jazz.

 Freut sich auf Eduard Künnekes Suite: Christof Prick.

Freut sich auf Eduard Künnekes Suite: Christof Prick.

Foto: BOB

Bei der Feuertaufe des WCCB-Saales als vorübergehende Spielstätte des Beethoven Orchesters saß Chefdirigent Christof Prick im Publikum. Konnte also aus Zuhörerperspektive einen guten Eindruck von der Akustik erhalten. Es sei für ihn eine Erleichterung gewesen, zu erleben, dass der Raumklang längst nicht so schlimm sei, wie befürchtet, sagte er im Gespräch mit dem General-Anzeiger: „Man hat den Stein plumpsen hören, der allen Beteiligten vom Herzen gefallen ist. Die Akustik ist sehr anständig“, findet Prick, „auch wenn sich der Klang ein bisschen im Raum verliert.“

Schon am Samstag wird Prick den Saal selbst ausprobieren können, wenn er das Programm „BOB Goes Symphonic Pops“ dirigieren wird. Das Konzept dieser Samstagsreihe hat Prick gern von seinem Vorgänger Stefan Blunier übernommen. Zur Idee dieses speziellen Programms sagt er: „Ich wollte gerne einmal das Zwischenreich der Musik ausloten, die zwischen populärer Klassik und anderen populären Genres angesiedelt ist, die aber immer noch auf dem Boden der Klassik gedeiht.“ Das beginnt im 19. Jahrhundert mit der Ouvertüre zu der Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ von Otto Nicolais und Peter Tschaikowskis Suite aus dem Ballett „Der Nussknacker“ und setzt sich mit Stücken aus dem 20. Jahrhundert fort, das durch Leonard Bernstein („Divertimento“), Kurt Weill („Kleine Dreigroschenmusik“) und Eduard Künneke („Tänzerische Suite – Concerto grosso für eine Jazzband und großes Orchester“) repräsentiert wird. Gerade das letzte Stück hat es Prick angetan. „Kaum ein Mensch kennt diese Musik“, sagt er. Den „Vetter aus Dingsda“, ja sicher, aber nicht diese Suite. „Ich habe sie schon mehrfach aufgeführt“, erzählt er, „auch mit der Staatskapelle Dresden. Die sagten mir hinterher: 'Das kann nicht wahr sein, dass niemand diese Musik spielt.' Für mich ist das ein Mirakel.“ Der Reiz von Künnekes Musik bestehe darin, dass sie auf der einen Seite wie ein Händel'sches Concerto grosso funktioniere, nur dass die kleine Solistengruppe aus zwölf richtigen Jazzern bestehe. „Die spielen sich wunderbar die Bälle zu“, schwärmt Prick. Auch die „Dreigroschenmusik“ höre man in der originalen Fassung mit der originalen Besetzung nur sehr selten im Konzertsaal. Und Bernsteins „Divertimento“ sei ein gutes Gemisch aus seinen unterhaltenden und ernsten Werken. Prick hofft, dem Publikum mit so einem Programm die Unbequemlichkeiten, die mit dem vorübergehenden Umzug von der Beethovenhalle in andere Spielstätten verbunden sei, versüßen zu können: „Wir wollen die Menschen ja bei der Stange halten.“

Wie das WCCB sich im Konzertalltag bewähren wird, kann nur die Erfahrung lehren. Dass die bonner Musiker zu Kompromissen bereit sein müssen, wissen sie schon jetzt. Bei einem Konzert im Frühjahr, so hat Prick erfahren, werden sie wegen eines Kongresses auf Proben im WCCB-Saal verzichten müssen.

Karten für das Konzert am Samstag, 20 Uhr, im WCCB gibt es u.a. in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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