Elke Heidenreich im Interview Elke Heidenreich: „Ich habe Bonn immer sehr geliebt“

Sie ist eine der literarischen Institutionen der Republik: Elke Heidenreich rezensiert Bücher und schreibt selbst welche, sie moderiert, sie wirkte in Radio und Fernsehen, ihr Kabarett-Alter-Ego „Else Stratmann“ wurde zur Kultfigur. Helge Matthiesen sprach mit ihr über ihre Herkunft aus Essen und ihre Schulzeit in Bonn, über Bücher, Lesen, Kritik, Kritiker und den Begriff „Heimat“.

 Autorin, Kritikerin, Moderatorin, Kabarettistin: Elke Heidenreich

Autorin, Kritikerin, Moderatorin, Kabarettistin: Elke Heidenreich

Foto: picture-alliance/ dpa

Frau Heidenreich, mit welcher Berufsbezeichnung fühlen Sie sich selbst am wohlsten?

Elke Heidenreich: Ich schreibe Kolumnen, Libretti, Vorworte, Bücher – „Autorin“ trifft es ganz gut.

Schriftstellerin sind Sie nicht?

Heidenreich: Das ist so ein hochtrabender Begriff, mit „Autorin“ bin ich ganz zufrieden.

Womit haben Sie angefangen?

Heidenreich: Ich habe als Journalistin begonnen und habe Beiträge fürs Radio und fürs Fernsehen gemacht. Aber das ist dann immer mehr in eine andere Richtung gegangen. Ich war nie so eine investigative Journalistin, die Sachen aufdeckt.

Sie haben vor Kurzem Ihren 75. Geburtstag gefeiert: Wird man eigentlich weise mit den Jahren?

Heidenreich: Nein, man bleibt ja immer dieselbe. Man wird ein bisschen langsamer, weil man das Tempo nicht mehr so gut durchhält. Aber ich denke, jenseits der 40 ändert man sich nicht mehr wesentlich. Da ist die Sache abgeschlossen.

Sie scheuen sich auch nicht, den gleichen Fehler noch einmal zu machen?

Heidenreich: Den gleichen nicht – aber andere.

Bonn spielt eine wichtige Rolle in Ihrem Leben. Sie sind 1958 hierhergekommen. War Bonn in den 50er Jahren eigentlich so, wie Heinrich Böll es in „Ansichten eines Clowns“ beschreibt?

Heidenreich: Ich konnte das damals nicht gut vergleichen. Ich kam aus Essen, aus dem Ruhrgebiet, aus einer Arbeiterstadt, die nach dem Krieg ziemlich kaputt war. Bonn war dagegen eine fast idyllische Stadt mit schönen Häusern, mit Parks mit der Universität, mit dem Rhein. Ich habe Bonn immer sehr geliebt.

Böll beschreibt die Stadt in der Ära Adenauer ja als ein wenig muffig und moralinsauer.

Heidenreich: Das sagen ja viele, aber das merkt man mit 15 nicht. In dem Alter geht man in die Schule, man verliebt sich oder geht in die Tanzstunde. Da denkt man nicht an Adenauer. Aber ich erinnere mich, dass wir mit der Schulklasse immer zum Fähnchenwinken abgestellt wurden, wenn ein Staatsbesuch kam. Da mussten wir vor dem rosa Rathaus auf dem Marktplatz stehen und für Eisenhower antreten. Das fand ich immer sehr lustig. Wir waren jünger und naiver als die Kinder heute. Wir haben uns auch mit Politik nicht beschäftigt. Es war ja nicht so wie heute, wo die Kinder zum Teil schon mit 16 wählen dürfen. Politik hat für mich nicht die Rolle gespielt, sondern das Jungsein, das Abiturmachen. Das politische Interesse kam dann erst mit dem Studium.

Sie sind in einem evangelischen Pfarrhaus aufgewachsen. Solchen Häusern sagt man nach, eine starke kulturelle Prägung zu vermitteln. Haben Sie das auch so erlebt?

Woran erinnern Sie sich besonders gern?

Warum sind Sie damals nach Bonn gekommen?

Sie haben hier komplett neu angefangen.

Sie haben dann Religionswissenschaft studiert.

Ist Religion für Sie wichtig?

Können Sie mit der Kirche etwas anfangen?

Was fehlt Ihnen, wenn Sie in die Kirche gehen und sagen, das erreicht mich nicht?

Ist das Pfarrhaus auch der Ausgangspunkt Ihrer Buchbegeisterung, oder liegt das tiefer?

Gibt es ein Buch für Sie, wo Sie so etwas wie einen Anfang gespürt haben?

Welches Buch haben Sie am häufigsten gelesen?

Muss man über schlechte Bücher eigentlich noch reden, oder sagt man als Kritikerin lieber: Schwamm drüber?

Aber zu begeistern für Literatur, das ist Ihnen doch sehr wichtig?

Was sind am Ende denn schlechte Bücher?

Ihnen ist man oft mit Häme begegnet. Manchmal hat man den Eindruck, da arbeiten sich ein paar Bildungsbürger an jemandem ab, der nicht aus ihrem Stall kommt. Wie haben Sie das beobachtet?

Mancher tritt Ihnen beinahe herablassend gegenüber. Stört Sie das?

Sie teilen selbst gerne aus. Tut Ihnen das manchmal hinterher leid?

Sie sehen das Fernsehen kritisch, aber Sie haben viel für das Fernsehen gearbeitet.

Was macht Popularität mit Ihnen?

Wenn erkennen die Leute – Elke Heidenreich oder Else Stratmann?

Sie haben das Leben in der Öffentlichkeit dennoch nicht gescheut, sondern sind als Person auch immer aufgetreten.

Die Brüche, die es in Ihrem Leben gegeben hat, sind aber dennoch immer öffentlich Thema gewesen, und Sie haben darüber gesprochen.

Sie haben in Ihrer beruflichen Laufbahn immer wieder neu angefangen und waren in jedem Feld erfolgreich – haben Sie das auch so erlebt?

Woher kommt Ihr Mut, immer wieder etwas Neues anzufangen?

Wie wird man dann auch noch Bestsellerautorin? Kann man so etwas planen, oder unterläuft einem das?

Sie haben jetzt ein Buch über den Rhein geschrieben. Ist der Rhein Heimat für Sie?

Ist Heimat für Sie ein Ort?

Das Gespräch mit Elke Heidenreich fand im Rahmen der Reihe „Ich stelle mich“ im Forum Bad Godesberg statt. Der nächste Gast des Forums ist der Manager und ehemalige Chef der Deutschen Telekom, René Obermann. Der Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben. Für die Lesung mit Elke Heidenreich am Mittwoch, 21. März, um 19 Uhr im großen Gremiensaal der Deutschen Welle (Kurt-Schumacher-Straße 3) gibt es nur noch Restkarten an den Vorverkaufsstellen: Parkbuchhandlung (Koblenzer Straße 57), Turm-Apotheke (Plittersdorfer Straße 210) und in der Geschäftsstelle der Bürgerstiftung, Beethovenallee 47.

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