"Schwanensee" in Bonn Einsame Spitze - auch auf Tournee

BONN · Das Staatliche Russische Ballett Moskau geht seit 30 Jahren in den Wintermonaten auf Tournee durch Deutschland. Beim Gastspiel im Bonner Maritim-Hotel gibt es gleich zwei Vorstellungen von „Schwanensee“.

 Staatliches Russisches Ballett Moskau: Mit „Schwanensee“ auf Tournee

Staatliches Russisches Ballett Moskau: Mit „Schwanensee“ auf Tournee

Foto: Veranstalter

Es ist ein Klassiker des Balletts, ein märchenhaftes Tanzdrama von höchster Strahlkraft, das schon Generationen bezaubert hat. Am 26. Dezember ist Tschaikowskis Meisterwerk „Schwanensee“ erneut in Bonn zu erleben – und zwar in der formvollendeten Inszenierung des Staatlichen Russischen Balletts Moskau, das zugleich seine 30-jährige Tourneetätigkeit in Deutschland feiert.

Seit 1988 verlässt das Ensemble um den künstlerischen Leiter und einstigen „Goldjungen“ Wjatescheslaw Gordejew regelmäßig das Stammhaus, um im Winter in der Bundesrepublik aufzutreten. Anlässlich des Jubiläums ist es nur konsequent, eines der beliebtesten Ballette wieder ins Repertoire zu nehmen, das seit seiner (damals übrigens misslungenen) Uraufführung vor 140 Jahren nichts an Faszination eingebüßt hat. Präsentiert wird es aufgrund der Sanierung der Beethovenhalle im Maritim Hotel.

Das Ballett greift auf das Motiv der Schwanenjungfrau zurück, das sich sowohl in chinesischen Legenden als auch im Nibelungenlied findet, kehrt es allerdings um. Die Vogelgestalt ist nicht mehr ein Segen, sondern ein Fluch des Zauberers Rotbart, unter dem die schöne Odette leidet. Nur ihre wahre Liebe kann der Prinzessin ihre Gestalt wiedergeben. Als sie am Ufer des Schwanensees den jungen Siegfried trifft, offenbart sie sich ihm und gewinnt sein Herz.

Doch Rotbart gibt nicht so schnell auf: Bei einem Ball zu Ehren des 21. Geburtstags Siegfrieds taucht er mit Odile auf, dem negativen Spiegelbild Odettes, das den jungen Mann betört. Erst als es fast zu spät ist, erkennt Siegfried den Betrug und bittet Odette um Vergebung.

Tänzerisch und auch schauspielerisch ist „Schwanensee“ vor allem für die Primaballerina eine enorme Herausforderung, da sie in der Regel sowohl Odette als auch Odile tanzt, den weißen und den schwarzen Schwan. Blitzschnell muss sie zwischen zwei Charakteren wechseln, muss die Unschuldig-Sehnsüchtige ebenso verkörpern wie die dämonische Verführerin.

Doch auch Siegfried steht eine Wandlung bevor, die nicht einfach zu tanzen ist. Dazu kommt die enorm anspruchsvolle Choreographie, die von der Hauptdarstellerin (beim Russischen Ballett Moskau in der Regel Anna Shcherbakova) unter anderem 32 perfekt ausgeführte Fouettés hintereinander verlangt.

Aufgrund der Popularität des Balletts versuchen sich jedes Jahr unzählige Ensembles mit wechselndem Erfolg an dem Stoff. Das Staatliche Russische Ballett Moskau kann bei seiner traditionellen, formstrengen Interpretation immerhin auf eine ausgeprägte Erfahrung zurückgreifen: Seit 1991 ist es immer wieder auf „Schwanensee“-Tournee, hat es schon in den USA, Frankreich, Australien und Israel dargeboten und dabei viel Lob eingestrichen. Zudem steht der Truppe, deren Mitglieder aus den angesehensten staatlichen Ballettakademien Russlands stammen, mit Yuri Burlaka ein ehemaliger Ballettmeister des Bolschoi-Theaters vor, der auf größtmögliche Präzision und starken Ausdruck Wert legt.

Die Besucher erwartet ein exquisites Ensemble mit Maxim Fomin, Anton Kosinov, Dmitry Kotermin, Nikita Mikhaylov und Iuliia Zviagina als Solisten und erste Tänzer, aber auch eine opulente Ausstattung. Bühnenbilder und Kostüme stammen aus den Bolschoi-Werkstätten und wirken durchaus eindrucksvoll, ohne – wie sonst mitunter beliebt – in übermäßigem Pomp zu ertrinken. Um dem großen Interesse der vergangenen Jahre gerecht zu werden, finden diesmal gleich zwei Aufführungen statt, eine um 16 und eine um 20 Uhr.

Info: Staatliches Russisches Ballett Moskau, „Schwanensee“, Bonn, Hotel Maritim, 26. Dezember, 16 und 20 Uhr; Karten in den GA-Geschäftsstellen, unter Tel. (0228) 50 20 10 und www.bonnticket.de

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