Ehrung Die goldenen Jahre

Bonn · Die Bonner Kunstszene feiert den legendären Galeristen Erhard Klein zum 80. Geburtstag im Kunstmuseum Bonn

 Skeptischer Blick: Galerist Erhard Klein in seiner Bonner Ausstellung. FOTO: FRANZ FISCHER

Skeptischer Blick: Galerist Erhard Klein in seiner Bonner Ausstellung. FOTO: FRANZ FISCHER

Foto: Franz Fischer

Das war ja wohl das Ende einer Ära: Kaum vorstellbar, dass ein heute aktiver Galerist zum Geburtstag 500 Fans auf die Beine brächte. Erhard Klein, am Dienstag 80 geworden, schaffte das bei seiner Party plus Ausstellungseröffnung im Kunstmuseum Bonn am Mittwochabend quasi mühelos. Viele schwelgten in Erinnerungen an Kleins goldene Jahre zwischen 1970 und 1994 in seiner Galerie in der Königstraße und die Jahre bis 2006, als Klein seine Gemeinde ins neue Domizil nach Bad Münstereifel-Mutscheid lockte. Künstler, Sammler, Freunde, Wegbegleiter kamen in Scharen, um vor den Bilderserien von Franz Fischer und Markus Schreiber Anekdoten auszutauschen oder sich in der von Ulli Seegers und Gibbs arrangierten Schau umzusehen.

Zuvor hatte der Intendant des Hauses, Stephan Berg, nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller den Jubilar Klein gewohnt eloquent gewürdigt. Über den Charakter des Galeristen sagte Berg, nachdem er Martin Kippenbergers Edition „Warhol ist nicht Klein“ ins Spiel gebracht hatte: „Klein war und ist jedenfalls groß dadurch, dass er sich selbst nie groß gemacht hat. Wer sich zu groß fühlt, guckt am Ende über alles hinweg.“ Klein habe dagegen immer ganz genau hingeschaut, und zwar in der direkten Umgebung, also im Rheinland. „Er war und ist einmalig als freundschaftlicher Begleiter, als jemand, der den Inhalt der Kunst immer über ihre Vermarktbarkeit gestellt hat, ohne das merkantile Moment in der Kunst abzulehnen“, sagte Berg. „Er konnte verkaufen, ohne sich und die Kunst zu prostituieren, weil er im Kern immer auch ein Amateur geblieben ist, einer, der das liebt, was er tut und zeigt.“ Bonn und das Kunstmuseum hätten Klein viel zu verdanken.

Von Beuys bis Polke

Berg breitete noch einmal das immense Spektrum des Galerieprogramms aus, das sich in Namen wie Joseph Beuys und Blinky Palermo, Gerhard Richter und Sigmar Polke, Albert Oehlen, Katharina Sieverding und vielen anderen manifestiert. Klein sei nicht in erster Linie Künstlerentdecker gewesen, meinte Berg, die meisten hätten bereits woanders ausgestellt, „aber im Kontext seiner Galerie und dieser enormen Verdichtung an künstlerischer Qualität wuchs ihre Bedeutung“.

Mit witzigen Zitaten garniert, drückte der Künstler Gibbs stellvertretend für alle Kollegen aus, wie wichtig Kleins Herzenswärme und Offenheit für die Künstler war, die in seiner Wohnzimmergalerie nicht nur eine warme Suppe bekamen, sondern rückhaltlosen Zuspruch und ideale Entwicklungsmöglichkeiten.

Zuvor hatte Gibbs' Mitkuratorin Seegers betont, dass man eben keine historisch-dokumentarische Ausstellung über Klein machen wollte, sondern eine persönlich gefärbte Schau, in der die Figur Klein in ihren ganzen Facetten greifbar werde. Seegers führt in den nächsten Wochen gemeinsam mit Berg Gespräche mit Kleins Wegbereitern Annelie Pohlen, Jürgen Klauke, Lutz Fritsch, Günter Lergon, Rainer Jacobs, Christian Lethert und Dietmar Löhrl.

Klein selbst war fast den ganzen Abend im Gespräch mit Freunden. Sein Dank fiel am Ende der Feierstunde mit ihren ausführlichen Reden herzlich, aber sehr knapp aus. Der Jubilar verspürte große Lust auf seine Zigarette.

Die Ausstellung läuft bis 17. Februar 2019. Gesprächstermine unter www.kunstmuseum-bonn.de

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