Fanta Vier in Köln Die da oder die da?

Köln · Triumphaler Tourabschluss der Fantastischen Vier in der Kölner Lanxess-Arena. Ein Laufsteg, der bis in die Mitte des Innenraums reicht, gewährt sehr viel Nähe zu den vier Hip-Hop-Heroen.

 „Die Fantastischen Vier“ bei ihrem Tourabschluss und ihrem Auftritt in der Kölner Lanxess-Arena.

„Die Fantastischen Vier“ bei ihrem Tourabschluss und ihrem Auftritt in der Kölner Lanxess-Arena.

Foto: Thomas Brill

Ist es die da, die am Eingang steht oder die da, die dir den Kopf verdreht? Ist es die da, die mit’ m dicken Pulli an, Mann – nein, es ist die Frau, die freitags nicht kann.“ Nein. Es sind die da. Smudo. Thomas D. Michi Beck. Und Andy Y. Die nicht nur Freitagabend (in der Lanxesss-Aena) auf Kurs sind, sondern ihren Fans seit 28 Jahren die Köpfe verdrehen. Vor 10 000 Fans gerät der Tourabschluss der Fantastischen Vier zum Triumph. Dicke Pullis braucht für die zweistündige Show der schwäbischen Erz-Hip-Hopper niemand, denn vom ersten Moment an brennt die Luft. Und auch an den Eingängen zum Innenraum hält es niemanden mehr, wenn „Die da?!“, der wohl erfolgreichste Hit des Quartetts, gleich als die zweite Lauschgiftangriffsnummer des Abends erklingt.

Ach. Ach. Ach. Was haben wir mit denen nicht alles durchgestanden! Hatten 1991 gefühlte „45 Grad Fieber“. Haben 1992 gefleht: „Lass' die Sonne rein“. Uns 1993 nach einem „Tag am Meer“ gesehnt. 1995 festgestellt. „Sie ist weg“. Abschiedsbrief? Ja. Klar doch. Aber erst vier Jahre später: „MfG“. Die Herren Smudo, Thomas D., Michi Beck und Andy Y. haben bei all dem natürlich auch noch ein Wörtchen mitzureden: „Ihr seid TROY“. Ausgesprochen wird das, sehr deutsch, „treu“ – und bildet als dritte (und letzte) Zugabe den Abschluss eines Abends, der schöner kaum hätte sein können.

Rotweiß und glitzernd golden hat es vorher vom Dach der Arena herabgeregnet, Thomas D., mal wieder oben ohne, wie so oft und wie so gerne, hat noch einmal beteuert, dass er ein „Krieger“ sei, und Vorprogrammgestalter Seven, alias Jan Dettwyler, der Schweizer R & B und Soul-Sänger, durfte bei „Name drauf“ bei den Fantas noch mal mitmachen. So richtig passen tut das zwar nicht, mit erst 39 Jahren ist er kaum im Club der Kurz-vor-50 Stuttgarter, auch stilistisch hakt's da ein bisschen. Aber, und hier muss man fair bleiben, es gibt im Publikum jede Menge Kinder von denen, die damals, als die Band mit dem Marvel-Comic-Namensbezug 1992 ihren Siegeszug mit dem zweiten Album „Vier gewinnt“ antrat, selbst noch halbe Kinder waren. Und die wirken dann doch alles andere als gelangweilt. Kleines Schmankerl am Rande: ihr erstes Konzert gaben die vier Fantastischen 1989 in – einem Kindergarten.

Ein Laufsteg, der bis in die Mitte des Innenraums reicht, gewährt sehr viel Nähe zu den vier Hip-Hop-Heroen. Die Bande bleibt im Hintergrund, sorgt aber für ein sattes, solides Soundbett. Im Gegensatz zu anderen Rap-Konzerten am gleichen Ort kann man an diesem Abend jede einzelne Zeile verstehen. Und das ist gut so. Anders als die mit Goldkettchen überfrachteten Möchtegern-Gangstas aus Übersee haben die Fantas auch immer in ihren Reimgefechten eine gehörige Menge feinnervigen Wortwitz verballert: „Gebt uns ruhig die Schuld (den Rest könnt ihr behalten).“ Angesichts all dessen wirkt die letzte Ansage vorm letzten Stück um 22.50 Uhr vorm Zugabenteil geradezu verlogen: „Es ist crazy. Wir sind die Letzten, die gedacht haben, dass sie hier, nach all der Zeit, noch abfeiern können.“ Die Fantastischen wollten, vielleicht, nie so allumfassend „Populär“ sein. Jetzt sind sie's. Unbestritten und verdient. In zwei Jahren können sie ein Fass aufmachen: dann werden sie 30. Und die Kinder der Kinder bringen ihren Nachwuchs mit.

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