Konzert der Dead Kennedys in Köln Die alten Saiten krachen noch

KÖLN · In der Kölner Live Music Hall feiern die etwas in die Jahre gekommenen Dead Kennedys mit neuem Sänger 40 Jahre Punk.

 Urgestein: Klaus Flouride von den Dead Kennedys.

Urgestein: Klaus Flouride von den Dead Kennedys.

Foto: Thomas Brill

Nicht nur renommierte Institutionen wie das Museum für zeitgenössische Kunst (MACBA) in Barcelona und die British Library in London haben es gefeiert: das 40. Jubiläum des Punk. 1976 war das Jahr, in dem The Clash gegründet wurden und die Sex Pistols mit „Anarchy in the UK“ ihre erste Single veröffentlichten. Weltweit zieht das 2016 Kreise. Mit Web-sites, Sonderausstellungen, Events in Galerien oder – Konzerten. Eins davon fand Samstagabend in Köln, in der Live Music Hall, statt.

Die Überreste der Dead Kennedys – von der Urbesetzung, die 1978 aus Jello Biafra (Gesang), East Bay Ray (Gitarre), Klaus Flouride (Bass) und aus Bruce „Ted“ Schlesinger (Schlagzeug) bestand, sind inzwischen nur noch der Gitarrist und der Bassist an Bord – zelebrieren dort das Punk-Erbe. Mehr müsste man dazu eigentlich nicht sagen. Denn denjenigen, die sich, zumeist in Schwarz und in Leder, gerne mit Nietengürtel, ehrenhalber mit hohem Bierkonsum oder (falls weiblich) im ultrakurzen Schotten-Mini in der rappelvollen Halle versammeln, geht es vor allem um eins: die alten Zeiten hochleben zu lassen.

Das Damals. Als zwischen eiweißgestärkten, toupierten, mit Lebensmittelfarben bunt gefärbten Haarstacheln noch keine Glatze glänzte. Als Abteilungsleiter noch nicht das Sagen hatten. Und Mischa und Janine, die jetzt wieder den Pogo machen, als gelte es ihr Leben, noch nicht das Prädikat „Eltern“ trugen. Was spielt es dagegen für eine Rolle, dass der „neue“ Sänger Ron „Skip“ Greer (seit 2008 im Amt) nicht annähernd Biafras Timbre trifft? Obwohl er versucht, das zu imitieren? Aber diese perfekte Melange aus coolem Heldentenor, Getriebensein und einem Nerv, der sich aus Wut, Trotz und süffisanter Selbstsicherheit speist – die trifft er nicht.

Die Saiten der beiden Altvorderen, ergänzt durch einen hart ackernden D. H. Peligro am Schlagzeug, sägen nach wie vor gar trefflich. Hätte einen Tacken lauter sein können, aber zumindest das Tempo stimmt. Nach knapp 45 Minuten ist die Band fertig, legt dann aber noch einen 30-minütigen Zugabenteil drauf.

„Fresh Fruit for Rotting Vegetables“ hieß das erste Album der US-Band aus San Francisco, das 1980 erschien. Frische Früchte sind das nicht an diesem Abend. Aber für den Typ mit den Punkfrisurspitzen und der Glatze, für Mischa und Janine und all die anderen, die lauthals Hits wie „Holiday in Cambodia“, „Nazi Punks Fuck off!“ oder „Too Drunk to Fuck“ mitbrüllen, verrottet genug. Aus nostalgischer Sicht.

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