Die Schuhe der Frauen Ina Müller in der Lanxess-Arena

Köln · Ina Müller scherzt über Kerle, Kilos und das Klimakterium, dazu singt sie über Schuhe und den Klammerblues. Am Ende sind 7500 Fans glücklich.

 „Klammerblues“: Sängerin und Comedian Ina Müller in Köln.

„Klammerblues“: Sängerin und Comedian Ina Müller in Köln.

Foto: Thomas Brill

Ich finde, der einzige Mensch, über den man Witze reißen sollte, ist man selbst.“ So ganz hält sich Ina Müller nicht an diesen Ausspruch von Cameron Diaz. Am Samstag in der Lanxess-Arena muss sich der männliche Teil des Publikums immer noch warm anziehen: „Beim letzten Mal dachte ich, alter Schwede – die kommen nicht wieder!“ Sind sie aber doch. Und müssen sich nun anhören: „Ihr seid am Aussterben, Jungs – ist das nicht schlimm?“ Oder doch eher den chromosonalen Umständen geschuldet? „Einem X ist ein Beinchen abgebrochen, ein Unfall, und so seid ihr in Produktion gegangen, eine Laune der Natur.“

7500 Menschen könnten sich für solche Sätze glatt wegschmeißen. Zumal sie schon vorher gewusst haben, was sie erwartet: ein gnadenlos guter Mix aus Kabarett und Konzert. Doch auf ihrer „Juhu“-Tour betreibt die 52-Jährige auch keine Schonung in eigener Sache. Sondern bekommt durchaus ihr Fett weg. Nur dass der Versuch, das mit Hilfe von „Quetschwäsche“ in einer Umkleidekabine zu bewerkstelligen, in eine Nahtod-Erfahrung mündet. Wenn die mehrfach Preisgekrönte mimt, wie die Wäsche zum Würgehalsband mutiert und dabei flucht wie ein norddeutscher Fuhrkutscher, allein das wäre den Eintritt wert.

Aber da sind noch all die tollen Songs, die Müller mit Band und ihren beiden Backgroundsängerinnen präsentiert. Darunter Klassiker wie „Fünf Schwestern“, die von der Kindheit auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein handeln, Stücke vom letzten Album „Ich bin die“ (2016) wie „Kommando heulen“, „Klammerblues“ und „Bei jeder Liebe“ oder die mitreißende Liebeserklärung an das, was Frauen wirklich glücklich macht: „Schuhe“. Weil die weder untreu noch falsch oder korrupt sind: „Schuhe enttäuschen dich nie.“ Wobei man wieder einmal bewundernd bemerkt: die Frau mit dem blonden Pferdeschwanz kann nicht nur über Kerle, Kilos und Klimakterium schwadronieren, sie kann auch singen.

Dazwischen parliert sie mit ihren Backgroundsängerinnen, die beide in der Tourpause geheiratet haben („Ist nicht schlimm, dass ihr mich nicht eingeladen habt!“), schäkert mit Notarzt Damir und begutachtet beim Gang durch den bestuhlen Innenraum ihr Publikum: „Super! Keine Asis – ihr könntet alle meine Familie sein.“ Mehr als zweieinhalb Stunden vergehen dabei wie nix. Zwei Zugaben sind auch noch drin. Und ein Erlebnis, das zeigt, dass wir alle aus dem gleichen (morschen) Holz sind. Beim Aufzählen von „Alltagsgebrechen“ von A wie Arthrose über K wie Kalkschulter und M wie Migräne bis hin zu Z wie Zöliakie soll jeder aufstehen, den es betrifft. Am Ende steht die ganze Arena.

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