Leichtsinniger Umgang mit Infektionen Der tödliche Wettlauf um Antibiotika-Resistenzen

Bonn · Das Problemchen hat sich zu einer globalen Gefahr ausgewachsen. Im Wettlauf zwischen Mensch und Mikrobe gewinnen immer häufiger die Bakterien, weil Profitgier, Globalisierung und Leichtsinn den Verbrauch der Wundermittel gegen Infektionen extrem steigen ließen. Antibiotika werden zunehmend wirkungslos.

 38.000 Hähnchen in einem Stall. Neun von zehn Tieren werden antibiotisch behandelt. Sie leben in Deutschland durchschnittlich 40 Tage. An zehn Tagen ihrer Lebenszeit picken sie Antibiotika.

38.000 Hähnchen in einem Stall. Neun von zehn Tieren werden antibiotisch behandelt. Sie leben in Deutschland durchschnittlich 40 Tage. An zehn Tagen ihrer Lebenszeit picken sie Antibiotika.

Foto: picture alliance / dpa

Das Thema ist so vieles gleichzeitig: ziemlich komplex, gleicher-maßen zur Hysterie wie zur Verdrängung einladend und im Kern dramatisch existenziell, aber für den Menschen auch mysteriös, denn es spielt in dem Bereich, den er nicht sieht. Und was im Unsichtbaren spielt, wie das Reich der Bakterien, provoziert beim Menschen schnell Unbehagen und Panik – wie die Radioaktivität nach Reaktor-Katastrophen.

Menschen denken bei Bakterien an Wesen, die ihnen mindestens Ungemach und manchmal sogar den Tod einbrocken. Gefühlt meinen sie es nicht gut mit uns. Gleichzeitig staunen Menschen, wenn Pluvianus aegyptius, ein zu den Brachschwalben gehörender Watvogel, im geöffneten Maul eines Krokodils den Gebissreiniger mimt und angstfrei nach Essensresten pickt. Überall in der Natur wäscht eine Hand die andere, etwa Putzen gegen Nahrung.

Die Symbiose regelt auch das Miteinander von Bakterie und Mensch. Ohne die Mikroben in uns wären wir nicht lebensfähig. Bei genauerem Hinsehen müsste der Mensch sich gar uminterpretieren: Er ist kein Einzelwesen, sondern ein Superorganismus, der zehnmal mehr Bakterien beherbergt als eigene Körperzellen. Die „fremde Fracht“ bringt es auf rund zwei Kilogramm Gewicht – Billionen Kleinstlebewesen, die nicht nur in unserem Mund und Darm zentrale Dienste leisten, damit wir leben, wie wir leben, sondern die auch einen Schutzwall gegen Eindringlinge bilden.

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Ein Art Waffenruhe zwischen Mensch und Bakterium

Das uralte Denkmuster „Wir: gut – die: böse“ hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Das erkannte bereits Joshua Lederberg (1925-2008), der Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 1958: „Das Mikrobiom zu verstehen, bedeutet zu erkennen, dass wir in einem kooperativen Miteinander leben – in einer Art Waffenruhe.“ Schaffen es indes Erreger, den mikrobengestützten Wall zu überwinden, und hat auch die menschliche Immunabwehr keine Antwort auf die Eindringlinge, können diese lebensbedrohliche Infektionen (etwa Cholera, Syphilis, Tuberkulose, Blutvergiftung, Lungenentzündung) auslösen.

Von Viren und Bakterien ausgelöste Epidemien haben die Entwicklungsgeschichte des Menschen seit jeher begleitet. Meist wütete der unsichtbare Feind als Seuche bei den Schwächsten und Ärmsten einer Gesellschaft. Der Mensch blieb aber nicht untätig. Erst versuchte er es mit mehr Hygiene, dann gelang die Impfung gegen Viren, schließlich entdeckte der schottische Bakteriologe Alexander Fleming 1928 in einer Petrischale, dass Staphylokokken sich nicht vermehrten, wenn sie vom Schimmelpilz Penicillium notatum „berührt“ wurden.

Fleming erkannte die Dimension seiner Beobachtung, die letztlich bedeutete: Im Reich der Mikroben existieren bereits Kampfstoffe für den Einsatz untereinander. Doch bis zu einer industriellen Penicillin-Produktion dauerte es noch 15 Jahre – auch deshalb, weil Mediziner glaubten, dass eine für Bakterien tödliche Sub-stanz kaum die menschliche Gesundheit fördern könne.

Die alten Plagen Syphilis und Tuberkulose kehren zurück

Schließlich folgte ein ungeahnter Siegeszug der Antibiotika, die Typhus, Syphilis, Tuberkulose und viele andere Geißeln der Menschheit ausmerzten. Keine Medikamentenklasse puschte die durchschnittliche Lebenserwartung mehr als diese Wunderwaffen. Dass 1948, im Gründungsjahr der Weltgesundheitsorganisation (WHO), noch weltweit 25 Millionen Menschen von der Syphilis dahingerafft wurden, ist heute kaum mehr im Bewusstsein.

Doch seit 1999 meldet die WHO 12 Millionen Neuinfektionen. Bei der Tuberkulose, dem Schreckgespenst des 19. Jahrhunderts, sieht es kaum anders aus. Selbst vermeintlich harmlose Infektionen beschwören inzwischen lebens-bedrohliche Situationen herauf (siehe „Resistenzfälle“), weil das schärfste Schwert, die Antibiotika, stumpf geworden ist.

Mit der Antibiotika-Resistenz schleicht auf leisen Sohlen eine Gefahr heran, die sich der Mensch einer Industriegesellschaft nicht so recht vorstellen kann: Dass Antibiotika-Pillen gegen Infekte nicht mehr wirken. Doch noch ist es eher so: Der Patient schluckt eine Pille, die nicht wirkt. Dann schluckt er eben eine andere – einen anderen in die Tablette gepressten Wirkstoff. Und der wirkt. „Es gibt nach wie vor eine Anzahl von Wirkstoffen, die eingesetzt werden können“, sagt Steffen Engelhart, Professor für Krankenhaushygiene an der Universität Bonn. Das beschreibt den Noch-Regelfall in Deutschland.

Bedrohlicher formulierten es Mediziner im „Ärzteblatt“: „Eine neue Generation von nahezu panresistenten Hospitalkeimen ist in Deutschland angekommen“, hieß es schon 2013. Dann werde ein westeuropäisches Krankenhaus in die Lage von Ländern versetzt, in denen überhaupt keine Antibiotika zur Verfügung stünden, sagt Professor Alexander Friedrich, Mikrobiologe des Uniklinikums Groningen. Friedrich: „Es ist zwar nicht dasselbe, aber am Ende läuft es für den Patienten auf dasselbe hinaus.“

Die WHO warnt seit Jahren immer lauter vor einem „post-antibiotischen Zeitalter“. Das würde bedeuten: Der Medizinschrank ist für Menschen, die an einer Infektion durch einen multiresistenten Keim leiden, eines Tages leer. Wann „eines Tages“ sein wird, darüber gehen die Meinungen auseinander. Keiji Fukuda (WHO) sagt: „Der Rückfall in eine Ära, wo Menschen an Scharlach oder Lungenentzündung starben, ist keineswegs ein apokalyptisches Hirngespinst, sondern eine sehr reale Bedrohung.“

Die Gegenevolution der Bakterien hat nie pausiert

Indes war die Entwicklung absehbar. „Der qualitative und quantitative Einsatz von Antibiotika ist äquivalent zur Resistenzentwicklung“, erklärt Professor Helmut Tschäpe vom Robert-Koch-Institut (RKI), dem Bundesinstitut für Infektionskrankheiten. Heißt: Wer viele Antibiotika verbraucht, befeuert Resistenzbildung. Tschäpe spricht von „einem biologischen Grundgesetz“; die Antibiotika-Resistenz sei ein altes ökologisches Phänomen „und damit evolutionär erprobt und erfolgreich“.

Es ist also keine Überraschung, dass Bakterien ihre stillen Triumphe feiern. Es war nur eine Frage der Zeit. Die Mühlen der Evolution haben weitergemahlen, der Wettlauf zwischen Mikroben (Viren, Pilzen, Bakterien) und Menschen hatte nie ausgesetzt, auch wenn man in Industriegesellschaften mit ihren antimikrobiellen Wundermitteln den gegenteiligen Eindruck gewinnen konnte.

Ausgesetzt hat vielmehr die Pharmaindustrie. Es werden kaum noch neue Wirkstoffe entwickelt, weil es sich nicht lohnt. Sieben Tage Antibiotika – und die Infektion ist besiegt. Rechnen tun sich Arzneien gegen Dauerleiden wie Bluthochdruck, Diabetes oder Hepatitis C. So wenig, wie der Markt ohne gesetzliche Leitplanken die Treibhausgase verringert, so wenig kann er bei der Antiobiotika-Nutzung das biologisch Sinnvolle tun. Warum soll eine Pharmafirma einen Wirkstoff entwickeln, wenn er nur extrem sparsam eingesetzt werden soll? Oder andersherum: Er verliert um so schneller seine Wirksamkeit, je häufiger er verwendet wird.

Nun bröckelt das aus mehr Hygiene, Impfungen und Antibiotika errichtete Bollwerk. Der lange existierende Zeitvorsprung von Wirkstoffen zur nächsten Bakterien-Resistenz-Etappe ist arg geschrumpft. Ausgerechnet dort, wo Menschen sich Hilfe oder Rettung versprechen, lauert Gefahr: Die Krankenhäuser kämpfen jeden Tag gegen multiresistente Keime (MRE), damit sie nicht Patienten erreichen.

Dazu gehören nicht nur Frischoperierte mit Wunde und Katheter, Chemotherapierte oder Organtransplantierte, sondern meist allgemein ältere Schwerkranke. Sie sind anfälliger als gesunde Menschen. Dabei sind MRE-Keime keineswegs infektiöser als nicht-resistente, aber für immungeschwächte Patienten sind sie ein zusätzliches Risiko. Und weil Deutschlands Gesellschaft rasant altert, wächst dieses.

Unterm Strich: Die Resistenzbildung ist kein Unglück, das vom Himmel gefallen ist, sondern eine biologische Zwangsläufigkeit. Der Mensch kann die Entwicklung nicht stoppen, nur verlangsamen. Insofern hat auch der kollektive Verstand ausgesetzt, weil der Mensch die Resistenzbildung beschleunigt hat – mit einer Mischung aus Leichtsinn, Profitgier und Globalisierung.

„Fast 30 Prozent der Antibiotika-Verordnungen waren mit Blick auf die Diagnose fragwürdig“, ergab eine Analyse der Arzneimitteldaten der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK). Meist folgt der Arzt dem Patienten, der sich bei einer Erkältung Antibiotika wünscht, obwohl die gegen Erkältungsviren gar nicht wirken. Auch das Renditedenken der Krankenhäuser treibt den Verbrauch. So sieht die 2004 eingeführte „diagnosebasierte Fallpauschale“ für Infektionskrankheiten rund 5400 Euro pro Patient vor, egal wie lange er stationär behandelt wird.

Das provoziert die vorbeugende Verabreichung von Antibiotika: bloß keine Infektion mit unwägbarer Liegezeit. Vor allem aber kippen Nutztier-Produzenten Unmengen Antibiotika in ihre Mastställe. Da überrascht es nicht, dass Schweine, Puten und Hühner von verschiedenen resistenten Erregern förmlich durchseucht sind. Doch während der Konsum von – durchgebratenem – Fleisch unbedenklich ist, lauern in der Gülle Risiken.

Die Fäkalien von rund 206 Millionen Nutztieren (ohne Puten und Schafe) sind überhaupt ein Problem. Einst hielt ein Landwirt nur so viele Tiere, wie er mit Futter von der eigenen Fläche versorgen konnte. Auf der ließ er dann auch die anfallende Gülle „regnen“, was umweltverträglich die Pflanzen düngte. Inzwischen ist alles anders: zu viele Schweine, zu viel Geflügel, zu viele fabrikähnliche Ställe, zu viel Gülle, zu viel Nitrat im Grundwasser.

Niedersachsen ertrinkt förmlich in dem stinkenden Phosphor-Nitrat-Gebräu – und exportiert es. Tankwagen transportieren die Gülle etwa in die Eifel. Dort protestieren Bürger und fürchten um die Qualität ihres Trinkwassers. Einstweilen hat die EU-Kommission Deutschland wegen fortlaufenden Verstößen gegen die EU-Nitrat-Richtlinie verklagt.

Gülle: Wandern die Resistenzgene in Weißkohl und Porree?

Der Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung empfiehlt seit Langem: „Umsteuern beim Fleisch“. Auch der reduzierte Mehrwertsteuersatz sei unsinnig. Doch vielleicht ist das Nitrat gar nicht der schlimmste Kollateralschaden des Schnitzels für 1,98 Euro. Denn mit der Gülle gelangen auch Resistenzen in die Umwelt. Wandern die dann ins Gemüse, in Weißkohl und Porree? Und so weiter zum Menschen? Die Forschung rotiert gerade in dieser Frage.

Es gibt einen Verdacht im veterinär-ökonomischen Komplex. Der Exkurs beginnt bei der „gängigen Praxis“, so eine Studie der Berliner Charité, dass im Rahmen der Vorbeugung (Metaphylaxe) komplette Herden Antibiotika über das Futter oder Tränkwasser erhalten, obwohl nur einzelne Tiere erkrankt sind. Sie spielen als Wachstumsförderer eine Rolle, indem sie die Futterverwertung optimieren.

2006 hat die EU den Antibiotika-Einsatz zu diesem Zweck verboten. Zwar nahm der Verbrauch danach leicht ab, erreichte aber nicht das niedrige Niveau anderer industrialisierter Landwirtschaften – „was vermuten lässt, dass der Einsatz einfach umgelabelt wurde (von Wachstumsförderer zu Metaphylaxe)“.

Ins Visier sind die Tierärzte geraten. Sie verfügen über das „Dispensierrecht“, das sie ermächtigt, Arzneien nicht nur zu verordnen, sondern auch zu verkaufen. Apotheker und Arzt in einer Person. Je mehr sie kaufen, desto höher ist der Rabatt des verkaufenden Pharma-Konzerns, desto höher der Gewinn des apothekernden Tierarztes.

Der aus biologischer Sicht widersinnige ökonomische Anreiz führt zu maximalen Antibiotika-Mengen im Stall und damit zu einer Beschleunigung von Resistenzen. Selbst Reserve-Antibiotika für Menschen aus der Gruppe der Chinolonen landen vermehrt im Stall, obwohl die WHO das als „höchst kritisch“ bewertet.

Im GERMAP-Report 2015 über Antibiotika-Resistenz und -Verbrauch in Deutschland schreiben die Herausgeber unverblümt: „Sollte nicht endlich der Einsatz von Antibiotika auf das für Therapie und Metaphylaxe notwendige Maß beschränkt werden, muss auch mit weiteren gesetzlichen Eingriffen in die Therapiefreiheit des Tierarztes gerechnet werden.“ Eine Drohung.

An einer anderen Front puzzelt man sich die Übertragungswege zusammen. Wie wandern die Resistenzen? Seitdem Studien in Helsinki und Leipzig Reisende untersuchten, steht fest: Ferntouristen und Vielflieger sind effektive Resistenzfähren. Binnen Stunden kann ein Killer-Keim in Deutschland sein und sich hier verbreiten.

Das verheerende Treiben der „Dr. med. Straßenverkäufer“

Seitdem sich die Antibiotika-Produktion aus Kostengründen mehr und mehr auf den indischen Subkontinent verlagerte, ist das Riesenland zu einem Hotspot bizarrer Resistenzen geworden. Zufall? Aus den Pillenfabriken fließen die Abwässer direkt in die Umwelt. Den Rest besorgen biologische Gesetze. „Es ist verheerender als angenommen“, sagt Christoph Lübbert, Infektiologe in Leipzig, in der ARD-Story „Der unsichtbare Feind“.

Lübbert hatte Proben aus den Abwässern einer Antibiotika-Fabrik in Hyderabad nach Deutschland geflogen und dort analysiert. Er berichtet: „Sie finden in allen Proben Unmengen von Bakterien, die Unmengen von Resistenz-Genen tragen und zwar der aller-allerschlimmsten Sorte.“ Die New York Times hatte zuvor aus einer unveröffentlichten Studie berichtet, wonach in Indien pro Jahr 58 000 Säuglinge an MRE sterben.

Im Gegensatz zu plötzlich auftretenden und sich schnell verbreitenden Ausbrüchen wie der Ebola-Epidemie sei „die Antibiotikaresistenz wie ein Autounfall in Zeitlupe, der schon begonnen hat“, sagt Lord Jim O'Neill, Ex-Ökonom von Goldman Sachs und Leiter des britischen Review on Antimicrobial Resistence (RAR), das eine weltweite Lösung des Problems koordinieren soll. Die Perspektive, was geschieht, wenn keine Lösung kommt, beschreibt eine RAR-Studie so: Dann würden im Jahr 2050 so viele Menschen an einst überwunden geglaubten Krank-heiten sterben wie an Krebs.

Margaret Chan, Chefin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), spricht von „einer globalen Gesundheitskrise“, die in allen Teilen der Welt „ein gefährliches Ausmaß“ erreiche: „Resistenz gefährdet unsere Fähigkeit, Infektionskrankheiten zu behandeln, und untergräbt zahlreiche medizinische Fortschritte.“ Einige Operationen sind ohne Antibiotika kaum vorstellbar.

Das Thema rückt in den Fokus der Weltgipfel

Auf den Agenden diverser Weltgipfel klettert das Thema nun höher, sei es auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, sei es bei G7- oder G20-Treffen. Allen ist bewusst, dass es an Regeln fehlt und einem Kompass, der von biologischem Wissen geeicht ist. Selbst in weiten Teilen Europas – Spanien, Polen, Rumänien, Griechenland, Bulgarien – sind die Wunderpillen nicht verschreibungspflichtig.

In den USA stehen sie neben Shampoo und Zahnpasta. Und in der Dritten Welt entscheidet „Dr. med. Straßenverkäufer“, was wem am besten hilft. Das Ganze zu Spottpreisen. Der weltweite Antibiotika-Alltag erscheint, als würde ein ungeschriebener Ratgeber für einen möglichst hohen Antibiotika-Verbrauch und eine beschleunigte Resistenzbildung umgesetzt.

Es gibt nur eine Strategie dagegen: Den Abstand im Wettlauf zwischen Mensch und Mikrobe wieder zu vergrößern. Ausweg A: Bei alten Antibiotika muss ein Teil der Wirkungsdauer zurückerobert werden. Rigorose Schritte dazu wären: globale Rezeptpflicht, restriktive Beimischung in den Mastställen und das Ende der Verlagerung der Antibiotika-Produktion in Länder mit den geringsten Umweltauflagen.

Weil das mehr Illusion als real ist, existiert Plan B: Pharmafirmen sollen für die Entwicklung neuer Wirkstoffe motiviert werden, obwohl diese danach nur im Notfall eingesetzt dürfen. Bedeutet: kaum Umsatz. Das marktfremde Geschäftsmodell läuft darauf hinaus, dass die Staaten den fehlenden Gewinn kompensieren.

In diese Richtung denkt auch O'Neill, der auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos einen globalen Innovationsfonds empfahl. Im ersten Schritt müsste der zwei Milliarden Dollar enthalten, um neue Antibiotika-Wirkstoffe zu entwickeln. Sie würden den Vorsprung vor Resistenzen wieder etwas vergrößern. Der Wettlauf zwischen Mensch und Mikrobe wäre damit jedoch nicht beendet.

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