Ausstellung in Bonn Der Maler als Bilderskeptiker

Bonn · Das Kunstmuseum Bonn zeigt ab Juni Gerhard Richters frühe Werke der 1960er und 70er Jahre. In der Dauerausstellung sind drei Werke Richters zu sehen.

Mit sechs Gemälden von Gerhard Richter und insgesamt 56 seiner Editionen im eigenen Bestand ist das Kunstmuseum Bonn gut aufgestellt. „In Bonn wurde Richter schon sehr früh gesammelt, lange bevor er den Rang hatte, den er heute genießt“, sagt Christoph Schreier, stellvertretender Direktor des Hauses und Kurator der Richter-Ausstellung, die vom 15. Juni bis 1. Oktober in Bonn gezeigt wird und dann ans S.M.A.K. in Gent weiterreist.

Gegenwärtig zeigt das Kunstmuseum drei Werke von Richter in seiner Dauerausstellung, die mit zwei Skulpturen von Isa Genzken konfrontiert werden, Richters Ex-Frau. Die „Mondlandschaft II“ (1968), das Schattenbild „Fenster“ (1968) und „Vorhang IV“ (1965) zeigen den Maler als Bilderskeptiker, um nicht zu sagen Bilderverweigerer. Das Ensemble umkreist ein wichtiges Phänomen in Richters Kunst. So sei „Vorhang IV“, so Schreier, eine „klare Bildverweigerung“.

Der Vorhang ist gefallen, das Bild zeigt nichts als diesen Vorhang, gibt aber vor, mehr zu zeigen. Insgesamt zwölf solcher „Endzeitbilder“ habe Richter gemalt, sagt Schreier. Auch das „Fenster“-Bild ist eine optische Täuschung. Der Rahmen wirft Schatten, es sind aber nur gemalte Schatten. Fenster und Vorhang sind seit der Renaissance gängige Motive, das eine öffnet den Blick in eine Außenwelt, das andere verbirgt etwas vor dem Betrachter, weckt Neugier. Richter verweigert sich diesen kunsthistorischen Spielregeln und spekuliert mit dem bloßen Schein.

Auch das Gemälde „Mondlandschaft“ gibt mehr vor, als es letztlich leistet. Es spielt an auf eine fotografische Dokumentation, mithin auf große Verbindlichkeit, kokettiert mit wissenschaftlich abgesicherter Authentizität. „Aber man sieht fast nichts, höchstens Krümel auf der Leinwand“, erklärt Schreier. Richter gibt auf die Frage nach der Bedeutung und Relevanz des Bildes in unserer Zeit, nach dem Verhältnis von Abstraktion und Gegenständlichkeit eine irritierende und keineswegs eindeutige Antwort.

Vertieft wird dieses Thema mit einem Blick auf Richters Werke der 1960er und 70er Jahre mit der Ausstellung „Gerhard Richter. Über Malen – Frühe Bilder“. Die Vorhangbilder und die Fensterbilder werden dort ebenso eine Rolle spielen wie das spiegelnde „Zwei Grau“, das momentan noch in der Geburtstagsschau im Museum Ludwig hängt. Weitere Leihgeber sind unter anderem das Guggenheim in New York, das Museum Ludwig in Budapest und die Sammlung Burda, Baden-Baden.

Kunstmuseum Bonn, 15. Juni bis 1. Oktober.

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