"Verdienste um unsere gebaute Umwelt" Bonner Architekt Schommer für Verdienste geehrt

Bonn · Der Bonner Architekt Karl-Heinz Schommer wird für seine „Verdienste um unsere gebaute Umwelt“ geehrt. Er prägt das Bild der Stadt maßgeblich mit.

 Karl-Heinz Schommer (rechts) und Bernd Oxen.

Karl-Heinz Schommer (rechts) und Bernd Oxen.

Foto: Schoenebeck

Diese Ehrung, sagt Karl-Heinz Schommer in seiner Dankesrede, bedeute ihm besonders viel, denn sie komme von den Kollegen seiner Zunft. „Und wir wissen ja alle, wie kritisch Architekten untereinander ihre Bauten bewerten.“ Alle drei Jahre verleiht der Architekten- und Ingenieurverein KölnBonn seine Plakette „Für Verdienste um unsere gebaute Umwelt“ an eine Persönlichkeit, „die in der Region in besonderer Weise einen nachhaltigen Beitrag zur Baukultur geleistet“ hat.

Das trifft zweifellos auf den 65-jährigen Karl-Heinz Schommer zu und könnte nicht mit größerer Nonchalance betont werden als durch den Ort der Preisverleihung, das August Macke Haus. Den vor einem knappen Jahr eröffneten Erweiterungsbau, der die Verbindung des spätklassizistischen Wohnhauses von Macke mit einem modernen Museumsbau herstellt, hat Schommer maßgeblich in seinen Grundideen entworfen.

Wollte man jedoch hervorheben, dass dieses Museum, mit Parkett in antiker Anmutung und geschickt versteckter Technik, die Handschrift seines Planers trägt, würde man Karl-Heinz Schommer in seinen Augen keinen Gefallen erweisen. Denn die Sorte von Stararchitekten, deren Bauten man überall wiedererkennt, auch wenn sie sehr unterschiedliche Aufgaben erfüllen, will er gar nicht sein. Gerade das macht die Qualität der Arbeiten des gebürtigen Saarländers aus, der seit 1981 sein eigenes Büro – inzwischen mit Tochter Laura als Kollegin und Partnerin – in Bonn hat. Hier beginnt er seine Laufbahn als selbstständiger Architekt und lässt sich mit Umbauten und Baulückenschließungen auf die historische Umgebung in den Gründerzeitvierteln der Stadt ein.

Bekanntes Gebäude am Bonner Bogen

Das, hebt der AIV-Vorsitzende Bernd Oxen in seiner Laudatio hervor, habe Schommer geprägt, seinen Blick für die Maßstäblichkeit der Architektur geschult und den Dialog zwischen Geschichte und Moderne ausbalanciert. Ab 2000, als etliche Verwaltungssitze von Bonn nach Berlin umziehen, verlagert sich auch Schommers Wirken mit einigen großen Projekten in die neue Hauptstadt. Und auch hier müssen häufig Altbauten renoviert, ergänzt oder umgebaut werden. Wie die Zentrale des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes in Berlin-Mitte, die über dem historischen Baudenkmal nun von einem markanten Glaskuppeldach bekrönt wird.

In Schommers Credo steht nicht der Architekt, sondern die bestmögliche Lösung der Bauaufgabe im Mittelpunkt, was gerade in Zeiten spektakulärer Museumsbauten nicht so selbstverständlich ist, wie man meinen könnte. Außerdem muss eine solche Haltung nicht zu gesichtslosen Einheitsbauten führen – im Gegenteil.

Die Gebäude von Karl-Heinz Schommer behaupten sich selbstbewusst inmitten ihres Umraumes und scheuen nicht den großen Auftritt, jedoch ohne Diva-Attitüde. „Mut zur Form, aber mit größter Disziplin“ würde Schommer das beschreiben, und in Bonn muss man dafür nicht lange nach Belegen suchen. Die Neugestaltung des ehemaligen Zementfabrikgeländes, das heute als „ Bonner Bogen“ bekannt ist, bringt ihm viel Anerkennung ein. Allen voran das Hotel Kameha Grand, das mit seiner zum Rhein hin abfallenden Silhouette unverwechselbar bleibt. Eine Bauaufgabe, die Schommer liebend gerne für Bonn ausgeführt hätte, ist ihm allerdings versagt geblieben. Dies – und das ist Spekulation – vielleicht auch zum Nachteil der Stadt. Wäre sein Entwurf einer neuen Konzerthalle, lange vor den großen Wettbewerben der Stararchitekten, zu denen Schommer nicht eingeladen war, in Betracht gezogen worden, hätte Bonn jetzt möglicherweise ein neues Festspielhaus.

Mit Verbindung zur alten Beethovenhalle würde der Baukörper in einem Glaskubus auf den Rhein hinausragen, mit keck nach oben geschwungenem Dach. Die Sache mit dem Festspielhaus kann Karl-Heinz Schommer verschmerzen, hat er doch in vielerlei Hinsicht das urbane Erscheinungsbild von Bonn positiv prägen können.

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