Neu im Kino "Alien": Reise zum fremden Planeten

Bonn · Ridley Scott setzt seine legendäre Kino-Reihe mit „Covenant“ fort. Damit nähert er sich nun auf dem narrativen Zeitstrahl langsam dem Original

 Amy Seimetz als Faris und Carmen Ejogo als Karine in "Alien: Convenant.

Amy Seimetz als Faris und Carmen Ejogo als Karine in "Alien: Convenant.

Foto: epd

Ende der 70er-Jahre entstanden zwei Science-Fiction-Werke, die unterschiedlicher nicht hätten sein können und das Genre auf ihre Weise bis heute prägen. George Lucas' „Star Wars“ (1977) zeichnete eine multigalaktische Zukunftsutopie, die Menschen und Außerirdische Seite an Seite gegen das Böse kämpfen ließ und die Neugier auf die Welt dort draußen im Universum schürte.

Ganz anders Ridley Scotts „Alien“, in dem zwei Jahre später eine Raumfahrtmission zum ultimativen Horrortrip wurde und Sigourney Weaver als kompetente Einzelkämpferin einem außerirdischen Monster an Bord entschlossen entgegentrat.

Beide Filme haben sich mit zahlreichen Sequels tapfer ins neue Millennium fortgepflanzt. Aber während „Star Wars“ über Jahrzehnte hinweg generalstabsmäßig einen komplexen Erzählkosmos aufbaute, zerfaserte „Alien“ in immer inspirationsärmeren Fortsetzungswerken.

Dann nahm Ridley Scott das Ruder wieder selbst in die Hand, reiste mit „Prometheus“ vor fünf Jahren zurück in die Zukunft über den Anfang des ersten „Alien“-Filmes hinaus und nähert sich nun mit „Alien: Covenant“ auf dem narrativen Zeitstrahl langsam an das Original ran.

Fehlentscheidung ist wenig glaubwürdig

Im Jahr 2104 macht sich das Raumschiff „Covenant“ auf den Weg zum Planeten „Origae-6“, wo eine neue menschliche Zivilisation gegründet werden soll. An Bord sind neben dem synthetischen Walther (Michael Fassbender) und der Crew 2000 Passagiere im künstlichen Koma und ein paar Schubladen tiefgefrorener Embryos, die den Grundstock für die Besiedlung des neuen Planeten bilden sollen.

Nach einen Unfall bei der Solarbetankung kommt der amtierende Captain ums Leben. Als ein Signal aus dem All empfangen wird, trifft sein Nachfolger Oram (Billy Crudup) die fatale (und wenig glaubwürdige) Fehlentscheidung, einen Abstecher zu dem Sendeort zu machen.

Der Planet scheint für eine Besiedlung wie geschaffen. Üppige Vegetation, Wasser, Sauerstoff und eine Landschaft, die ihre neuseeländischen Bildursprünge nicht verbergen kann. Nur kein einziges Tier ist weit und breit zu sehen. Das wird sich bald ändern. Denn so wie die Sporen einer pittoresken Pflanze in die Atemwege gelangt sind, beginnt sich der menschliche Wirtskörper nach anfänglichem Hüsteln auf unschöne Weise zu verändern.

Fassbender spielt Doppelrolle meisterhaft

Auf der Flucht gelangen die deutlich dezimierten Weltraumpioniere in eine okkulte Festungsanlage, in der der Android David (Michael Fassbender) als einziger Überlebender der „Prometheus“ regiert. Mit Bravour spielt der stets verlässliche Fassbender die Doppelrolle. Die Szene, in der David dem Androiden-Bruder Walther das Flötenspiel beibringt und ihn in die Kräfte der Kreativität einweist, ist ein Meisterwerk schauspielerischer Selbstverführung.

Immer wieder stehen solche kontemplativen Sequenzen und semiphilosophischen Exkurse den mit grausamen Details gut bestückten Horror- und Kampfsequenzen gegenüber. Wem es zuviel wird, der kann sich beim Wegsehen am hervorragenden Set-Design erfreuen.

Mit seinem visuellen Stilvermögen unterscheidet sich auch dieser Scott-Film deutlich von den überfrachteten Digitalfeuerwerken, die in diesem Genre viel zu oft abgebrannt werden. Der eindeutige Schwachpunkt des Filmes liegt allerdings in der Drehbuchentwicklung, bei der zu wenig auf die innere Schlüssigkeit der Story geachtet wurde.

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