Kommentar Pro Grexit: Vor Chaos bewahren

Sehen wir doch den Tatsachen endlich einmal ins Auge: Griechenland ist überschuldet und zahlungsunfähig. Die vernünftige Konsequenz daraus wäre die Einleitung eines geordneten Insolvenzverfahrens.

Ein "Grexit" wäre nicht einmal außergewöhnlich. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es fast 200 Staatspleiten gegeben, für Griechenland wäre es der sechste Konkurs in zwei Jahrhunderten und der zweite im Euro. Die meisten Staatspleiten waren für die Länder befreiend, weil sie große Teile ihrer Schulden loswurden und nach wenigen Jahren wieder Fuß fassten.

So könnte es auch in Griechenland ablaufen: Athen erhält keine neuen Kredite und stellt alle Zahlungen ans Ausland ein. Finanziell ist das Land jetzt auf sich allein gestellt und muss eine eigene Währung einführen, da ihm die Euros ausgehen. Das ist verkraftbar, schließlich werden die Auslandsschulden nicht mehr bedient; zuletzt erzielte Griechenland einen Primärüberschuss. Die neue Währung wertet kräftig ab. Importe werden teuer, und das gibt der inländischen Produktion den dringend benötigten Schub. Griechenland wird auf einen Schlag billig, Kapital kehrt deshalb ins Land zurück. Internationale Hilfe, etwa bei der Versorgung mit zu importierenden Medikamenten, bleibt allerdings für eine Übergangszeit nötig. Wenn sich Griechenland dann nach zwei, drei Jahren berappelt hat, kommt ein Schuldenmoratorium mit Schuldenschnitt.

Es ist nicht zu erkennen, wieso ein solches Verfahren schädlicher für Europa und den europäischen Gedanken sein soll, als auf unabsehbare Zeit mit ungewissem Ausgang nach unklaren Regeln Hunderte Milliarden Euro in ein marodes, reformunwilliges Staatswesen zu buttern, nur weil es sich um ein Land der Eurozone handelt.

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