Kommentar Koalition - Keine Wichtigtuerei

Die Querelen in der großen Koalition sollte niemand unterschätzen. Die Hakeleien gehören mit Sicherheit nicht zu der Art substanzloser Wichtigtuereien, wie sie in der Sommerzeit immer wieder mal von selten dem Licht medialer Aufmerksamkeit ausgesetzten Parlamentariern angezettelt werden.

Das zeigt schon, wer da spricht. Es ist die erste Garde der deutschen Politik. Und es geht um keine Exoten-Themen, sondern um die zentrale außenpolitische Herausforderung dieser Legislaturperiode: die Griechenlandrettung.

Das eigentlich Spektakuläre ist, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble am Wochenende eine deutliche Warnung nicht in Richtung SPD, sondern in Richtung eigener Kanzlerin geschickt hat. Schäuble gibt keine unbedachten Interviews.

Er versteht seine Worte genau zu wägen. Was hat er also erreicht? Er hat - erstens - öffentlich gemacht, dass er und Angela Merkel andere Prioritäten setzen: Für Merkel wie für Schäuble ist ein geeintes Europa ein Selbstzweck.

Aber eine Eurogruppe unter Einschluss Griechenlands ist es für Schäuble keineswegs. Und er hat - zweitens - klar gemacht, dass es für ihn Schmerzgrenzen gibt. Er wird lieber zurücktreten, als jede Unvernunft hinzunehmen, um Athen im Euro zu halten.

Für Merkel müssen alle Alarmglocken schrillen. Denn in Verhandlungen, die jetzt ja erst beginnen, werden weitere Kröten zu schlucken sein. Und die Unionsfraktion richtet im Zweifel ihren Kompass eher nach dem ruhenden Pol Schäuble aus. Der Spielraum der Kanzlerin wird also immer enger.

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