Zwei-Fronten-Konflikt der Türkei: Spiel mit dem Feuer

Nach einer Woche voller Gewalt, Blut und Tränen braucht die Türkei vor allem eines: Politiker, die eher das Wohl des Landes im Auge haben als die nächste Wahl. Leider sieht es danach aus, als hätten nicht die Staatsmänner in Ankara das Sagen, sondern die Scharfmacher.

Mit den Luftangriffen auf den Islamischen Staat und die PKK hat Präsident Recep Tayyip Erdogan einen hochgefährlichen Zweifrontenkrieg begonnen, der von heftigen innenpolitischen Spannungen begleitet wird. Derzeit ist nicht erkennbar, dass sich in der Regierung von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu Widerstand gegen diesen riskanten Kurs regt.

Als direkte Nachbarin ist die Türkei mehr vom Konflikt in Syrien betroffen als andere Länder. Allein die Aufnahme von zwei Millionen Flüchtlingen macht das deutlich. Die Terrorgefahr durch den IS tritt hinzu. Im Kampf gegen diese Bedrohung einen neuen Krieg mit der kurdischen PKK vom Zaun zu brechen, ist keine gute Idee. Statt die Kurden als Verbündete im Kampf gegen den IS zu gewinnen, verärgert Erdogan sie.

Wichtige Wirtschaftszweige wie der Tourismus reagieren äußerst sensibel auf eskalierende Spannungen. Erfolge der letzten Jahre, die den Türken bescheidenen Wohlstand eingebracht haben, stehen auf dem Spiel.

Das beste Mittel, um die Lage zu beruhigen, wäre die rasche Bildung einer mehrheitsfähigen Regierung. Die AKP und die Säkularisten-Partei CHP verhandeln über eine große Koalition, in der sich die AKP einer gewissen Disziplin unterwerfen müsste. Neuwahlen dagegen würden die Spannungen weiter erhöhen.

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