Kommentar zum Rücktritt im Bundesamt für Flüchtlinge Zur Unzeit

Wenn ein Minister, der hart in der Kritik steht, einem ihm unterstehenden Behördenleiter, der ebenfalls in der Kritik steht, hervorragende Arbeit attestiert, dann stimmt etwas nicht.

Genau so verhält es sich im Fall von Manfred Schmidt, bis Donnerstag Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, und seinem Dienstherrn, Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Kurz gefasst: Der Minister lobt den Amtsleiter, um damit Vorwürfe auch gegen sich selbst als haltlos erscheinen zu lassen.

Fakt ist: Schmidt hat am Donnerstag "aus persönlichen Gründen" das Handtuch geworfen. Diese Begründung ist zu respektieren, solange man es nicht anders weiß. Aber es gibt eben auch andere Fakten: Schmidt geht zu einem unmöglichen Zeitpunkt. Sein Amt weiß vor lauter Arbeit nicht, wo ihm der Kopf steht. Und jetzt geht ausgerechnet der Mann an der Spitze, wenn man so will: der Kopf.

Befreiende Wirkung dürfte das kaum haben, auch wenn Schmidt selbst eingeräumt hat, dass sein Amt die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat. Damit wiederum steht er nicht allein. Den Stellenplan seines Hauses macht das Bundesinnenministerium, macht die Politik, nicht der Behördenchef. Wenn Hunderttausende Altfälle auf Behandlung warten, ist das ein Skandal für beide: für Schmidt wie für de Maizière. Diesem Defizit fügte Schmidt eine gewisse Vorwitzigkeit (oder Unbotmäßigkeit) hinzu, indem er versuchte, Politik zu machen. Das hat kein Dienstherr gern.

Dennoch: Das Ganze ist ein Vorgang zur Unzeit.

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