Kommentar Zur Familienstudie: Wer die Wahl hat

Die jüngste Studie zur Zufriedenheit deutscher Eltern mit ihrem Lebensmodell könnte nicht widersprüchlicher daherkommen. Da sagen 52 Prozent der Väter, sie würden gern die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen - aber sie tun es nicht (nur 18 Prozent reduzieren ihren Vollzeitjob drastisch).

Und 57 Prozent der Mütter sagen, Arbeit sei ihnen persönlich "ziemlich wichtig" - aber die Mehrheit arbeitet nur 19 Stunden in der Woche, 17 Prozent der Mütter scheiden ganz aus dem Jobleben aus.

Familienministerin Schwesig sieht darin eine Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit, eine, die sie überbrücken möchte durch eine 32-Stunden-Woche für beide Elternteile mit staatlichem Lohnausgleich. Das zentrale Ergebnis der Allensbach-Umfrage - die Hälfte aller Mütter und Väter wünscht sich, Familie und Beruf gleichmäßiger untereinander aufteilen zu können - liefert Schwesig den benötigten Rückenwind.

Dabei liegt die eigentliche Kluft zwischen dem, was Eltern sagen und dem, was Eltern tun. Das Recht auf Teilzeit steht auch Vätern zu; Mütter können bis zu drei Jahre zu Hause bleiben und wieder beim alten Arbeitgeber durchstarten; Kita-Angebote erfahren massiv Ausweitung. Mehr Balance zwischen Job und Familie ist also möglich, warum bleibt es also nur beim vorgetragenen Wunsch danach? Vielleicht wäre es ehrlicher, einzuräumen, dass das klassische Rollenmodell in Westdeutschland insgeheim eben doch beliebt und bewusst gewählt ist und für viele gut funktioniert, obwohl es politisch als démodé gilt. Einen Mangel an Wahlfreiheit sollte man aus der Studie jedoch nicht ableiten.

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