Kommentar Westerwelle in Ägypten - Schwierige Mission

Ägypten steht am Scheideweg. Und Europa kann es nicht egal sein, ob aus einem der wichtigsten Länder der arabischen Welt ein Gottesstaat, ein Land in Auflösung und Bürgerkrieg oder doch eine Einheit mit halbwegs demokratischer Staatsordnung wird.

Deswegen war die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton Anfang der Woche in Kairo. Und deswegen setzt der deutsche Außenminister Guido Westerwelle die Krisendiplomatie übergangslos fort. Noch ist die Lage steuerbar, noch ist das Chaos beherrschbar, noch können die Konfliktparteien dazu gebracht werden, sich zum Wohle des großen Ganzen wieder an einen (am besten runden) Tisch zu setzen.

Westerwelle ist zu einem schwierigen Zeitpunkt, aber nicht in unmöglicher Mission am Nil eingetroffen. Das Wort eines deutschen Außenministers hat immer noch Gewicht in Kairo. Die Militärs sind seit jeher ein Machtfaktor in Ägypten, aber auch sie müssen wissen, dass sie sich nicht auf der Welle der landesweiten Freiheitsbewegung an die Macht putschen dürfen.

Und: So lange die ausländische Krisendiplomatie mit Besuchen im Land läuft, wird die Übergangsregierung nicht die nächste Stufe der Eskalation betreten, die eine Räumung der Protestcamps der Mursi-Anhänger in Kairo zwangsläufig zur Folge hätte. Das ist eine Chance.

Europa und Deutschland handeln dabei im eigenen Interesse, weil ein instabiles Ägypten auf die gesamte Region und darüber hinaus wirken würde. Besser die Probleme jetzt an ihrer Wurzel und somit im Land packen, als sehr teuer und sehr blutig für ihre möglichen Auswüchse bezahlen.

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