Kommentar Wahlen in Griechenland - Schlechte Kopie

Ein Spaziergang sollte es für Alexis Tsipras, Europas vermeintliches Enfant terrible, nach seinem überraschenden Rücktritt vom Posten des griechischen Premiers werden.

Doch eines ist auf der Zielgeraden vor den Express-Wahlen in Griechenland am 20. September nunmehr klar: Daraus wird nichts.

Die konservative Nea Dimokratia unter dem bis dato jenseits der Landesgrenzen Griechenlands kaum bekannten Evangelos Meimarakis hat mittlerweile gute Chancen, wieder stärkste politische Kraft zu Füßen der Akropolis zu werden. Das hat sie ausschließlich Alexis Tsipras zu verdanken.

Tsipras? sagenhafte Fehler und Versäumnisse, aber vor allem seine (Un)Taten in der nur sieben Monate währenden Amtszeit sind es, die immer mehr Griechen vor seiner Wiederwahl grauen lassen. Tsipras? noch vor seinem Wahltriumph im Januar propagiertes Credo "Kein Bruch, aber auch keine Unterwerfung" unter Griechenlands Geldgeber ist zur Makulatur geworden.

Tsipras? dritter Weg ist gescheitert. Der ursprüngliche Spargegner Tsipras muss nach der am 12. Juli erzielten Übereinkunft mit Griechenlands öffentlichen Geldgebern EU, EZB und IWF über das dritte Kreditprogramm für das ewige Euro-Sorgenland nun Spar- und Reformauflagen umsetzen, an die er schlicht nicht glaubt. Er ist ein Reformer wider Willen. Schizophrenie pur.

Da denken sich die Griechen, es sei wohl besser, gleich das Orginal zu wählen, um das Land endlich aus der Krise zu führen. Und das Original heißt Nea Dimokratia. Tsipras ist nur noch eine schlechte Kopie.

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