Kommentar Bildung in NRW - Vor dem Schulstart

Bonn · Zahlreiche Schüler, aber auch Eltern und Lehrer, werden sich am Mittwoch beim Aufstehen sicher schwergetan haben. Für viele von ihnen waren die großen Ferien gewiss die schönsten Wochen des Jahres.

Vielleicht war es ein tolles Zeltlager, das in Erinnerung bleibt, der Familienurlaub am Meer oder in den Bergen, vielleicht waren es aber auch Treffen mit Freunden, für die im Alltag oft zu wenig Zeit ist. Manch einer der Kinder und Jugendlichen wird sich jedoch auch wieder nach der Schule gesehnt haben. Wo das Geld für die Urlaubsreise nicht reicht, oder wo Scheidungskinder mit einem Elternteil nicht mehr klarkommen, da können die Ferien ganz schön lang sein.

Heute geht es also in Nordrhein-Westfalen wieder los - die Rheinland-Pfälzer haben noch zweieinhalb Wochen frei. Das Schuljahr 2014/2015 wird dabei, auf das ganze Land bezogen, kein Jahr der großen Umbrüche werden. Vielmehr werden sich Entwicklungen fortsetzen, die in den vergangenen Jahren begonnen haben: zum Beispiel der langsame Abschied von Haupt- und Realschulen.

Auch wenn die Lehrer in vielen dieser Schulen vorzügliche Arbeit machen - dass immer mehr Eltern ihre Kinder in Gesamt- und Sekundarschulen anmelden, können auch sie nicht verhindern. Logisch, dass die Kommunalpolitik die traditionsreichen Schulen auslaufen lässt und neue einrichtet. Damit einher geht der Trend zu längerem gemeinsamem Lernen und dem Wunsch der Eltern, zum einen die Bildungslaufbahn ihrer Kinder länger offenzuhalten, aber zum anderen ihnen auch mehr Zeit auf dem möglichen Weg zum Abitur zu geben.

Dabei wird die Politik nicht um eine Entscheidung herumkommen, ob die Gymnasien noch einmal die Chance erhalten, zum G9 zurückzukehren. Schulministerin Sylvia Löhrmann hat den Befürwortern eine ergebnisoffene Beratung in den diversen Arbeitsgruppen zugesagt. Daran wird sie sich messen lassen müssen.

Das Gleiche gilt für die weitere Eingliederung der behinderten Schüler in die Regelschulen, für die es ja erstmals einen Rechtsanspruch gibt. Löhrmann spricht von maßvollen Zuwachsraten, aufgrund derer die Schulen nicht überfordert würden. Schon heute sind die Klassen in NRW im Vergleich zu anderen Ländern zu groß, wie eine Studie festgestellt hat. Insofern muss das Land Sorge tragen, dass genügend Lehrer da sind, um alle Schüler in NRW bestmöglich zu fördern.

Eines ist aber auch klar: Die Inklusion ist richtig und wichtig. Ein Leserbriefautor schrieb jüngst: "Es kann nicht sein, dass behinderte Kinder das Nachsehen haben und auf eine Förderschule kommen, aus Angst, die gleichaltrigen, nicht behinderten Kinder könnten dadurch verminderte Leistungen erzielen." Schließlich sollten alle Kinder die Chance bekommen, gute Leistungen zu erbringen. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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