Verkehrssünderdatei vor der Reform: Acht statt 18?

Eines kann man dem Bundesverkehrsminister gewiss nicht nachsagen: Nachlassendes Interesse an Selbstvermarktung. Konsequent sucht Peter Ramsauer die originelle Schlagzeile.

Die Neueste heißt: "Acht statt 18": Für einen Führerschein-Entzug sollen schon acht Punkte statt der bisherigen 18 langen. Ramsauers Rechnung: Damit der Lappen nicht so schnell abgenommen werden kann, sollen die einzelnen Strafen weniger drakonisch ausfallen. Für Raser und Rotlicht-Sünder wird es billiger. So kommt diese Logik zumindest beim Durchschnittsfahrer an.

Wie wenig nachhaltig durchdacht Ramsauers Vorstellungen sind, zeigt ein Detail: Er will erst Ende des Monats die Frage klären, wie denn die bisher erhaltenen Flensburg-Punkte auf das neue System umgerechnet werden sollen: Wird alles mit dem neuen Faktor 0,44 multipliziert, den Ramsauer dem Ganzen zugrunde gelegt hat?

In einem anderen Punkt wird die neue Milde des Verkehrsministers unerträglich: An der bisherigen Punkte-Strafe für unfallfreie Fahrten unter Alkohol-Einfluss darf nicht gerüttelt werden. Eine Halbierung der Punktezahl würde den völlig falschen Eindruck vermitteln, es sei gesellschaftlich akzeptiert, sich an die Promille-Grenze herantrinken zu dürfen.

Genau das Gegenteil, nämlich die Null-Promille-Grenze, streben verschiedene und durchaus überzeugende Projekte auch in Ramsauers eigenem Haus an. Der Verkehrsminister sollte seine Vorstellungen aufgeben. Er will ein durchaus gerechtes und gut funktionierendes System ändern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Lage ist ernst
Kommentar zur islamistischen Bedrohung Die Lage ist ernst
Euphorie im Anflug
DFB-Team überzeugt gegen Frankreich Euphorie im Anflug
Zum Thema
Kosten über Sicherheit
Kommentar zum Einsturz der Brücke in Baltimore Kosten über Sicherheit
DFB-Team mit neuem Spirit
Kommentar zur Fußball-Nationalmannschaft DFB-Team mit neuem Spirit
Assange und das Recht
Kommentar zur aufgeschobenen Auslieferung Assange und das Recht
Aus dem Ressort