Kommentar Unruhen in Ägypten - In Zugzwang

Zwei lange und blutige Tage hat es gedauert, bevor der ägyptische Präsident Muhammad Mursi nach andauernden Straßenschlachten mit Dutzenden Toten vor die Kamera getreten ist.

Er verkündete den Notstand für die Suezkanal-Städte Port Said, Ismailia und Suez, und er lud die Opposition ein, an einem Dialog teilzunehmen. Politisch entscheidend ist die Frage, ob die Opposition der Einladung folgt.

Bisher hat die größte Oppositionsgruppe, die Nationale Rettungsfront, alle Gespräche mit dem Muslimbruder Mursi abgelehnt, wenn es dafür keine Tagesordnung und keine genau umrissenen Ziele gibt.

Die Rettungsfront hatte vor zwei Tagen ihre Bedingungen für ein Ende der Proteste festgelegt: Sie will an einer Nationalen Rettungsregierung beteiligt werden und sie fordert, dass die neue Verfassung umgeschrieben wird.

In Wirklichkeit sind Mursi und die Opposition gleichermaßen in Zugzwang. Politisch voran kommt Ägypten nur, wenn beide eine Vision entwickeln, wie es mit dem Land weitergehen soll.

Dabei geht es nicht um islamistische oder liberale Konzepte oder darum, wer in einer möglichen Rettungsregierung sitzt, sondern darum, für die daniederliegende Wirtschaft, die steigenden Preise und die nicht vorhandenen Arbeitsplätze eine gemeinsame Lösung zu finden. Seit Monaten redet die politische Elite an den eigentlichen Problemen der Menschen vorbei.

Es gilt, konstruktive Lösungen zu finden. Schlägt der Zorn der Ägypter in blinde Wut um, dann wären die jetzigen Auseinandersetzungen auf der Straße nur Vorboten für wirklich düstere Zeiten am Nil.

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