Kommentar US-Spionageskandal - Denkzettel

Nach den Anschlägen des 11. September 2001 versicherte Gerhard Schröder den Amerikanern Deutschlands uneingeschränkte Solidarität. Wenn Barack Obama nicht Obacht gibt, könnte aus Solidarität uneingeschränkte Animosität werden.

Ein Jahr nach Edward Snowden taugen die dilettantischen Spionageakte Washingtons auf deutschem Boden als Brennstoff für ein Szenario, das in mehrheitsfähigen Antiamerikanismus münden kann.

Der Rauswurf des obersten US-Schlapphuts in der Botschaft in Berlin, ein diplomatischer Denkzettel für die Geschichtsbücher, über den sich im übrigen niemand diebischer freut als Russlands Präsident Wladimir Putin, bietet Gelegenheit zur inneren Einkehr.

Welchen Preis will Amerika zahlen für den Anspruch auf globale Vorherrschaft bei den Geheimdiensten? Welcher Radius bleibt einem international wegen Erfolglosigkeit ohnehin in Ungnade gefallenen Präsidenten noch, der die Empfindlichkeiten seiner wichtigsten Verbündeten nur in Schaufenster-Reden hochhält?

Trotz erdrückender Beweise für die kontraproduktiven Konsequenzen eines ins Gigantomanische ausgeuferten Sicherheitsapparates gibt es keine Anzeichen für den notwendigen Rückbau. Der Geheimdienstapparat, mit seinen milliardenschweren Verästelungen in die Technik liefernde Industrie, führt ein geduldetes Eigenleben.

Ernährt von einem Trauma: Nie wieder 9/11. Obama fehlen die Antennen für die Langzeitwirkung dieser von Misstrauen dominierten Politik. Sie vergiftet das Zusammenleben der Völker.

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