Kommentar Türkei/Syrien - Spiel mit dem Feuer

Es ist unwahrscheinlich, dass der Abschuss des türkischen Militärjets am Freitag vor der syrischen Küste ein Zufall war. Mit der Aktion schickt Syrien eine klare Botschaft an die Türkei und an andere westliche Staaten, in denen verstärkt über ein militärisches Eingreifen in den Konflikt diskutiert wird. Diese Botschaft heißt: Glaubt bloß nicht, dass eine Militärintervention ein Sonntagsspaziergang wäre.

Nun war der türkische Aufklärungsjet zwar erstens unbewaffnet und zweitens nicht darauf vorbereitet, dass die Syrer ohne Vorwarnung schießen - die Maschine war also ein leichtes Ziel für die Syrer. Doch der Abschuss zeigt, dass die immer mehr in Bedrängnis geratende syrische Führung bereit ist, mit dem Feuer zu spielen und notfalls auch den regionalen Flächenbrand auszulösen, vor dem Machthaber Baschar al-Assad den Westen schon im vergangenen Jahr warnte.

Die Türkei tut gut daran, jetzt ruhig Blut zu bewahren und nicht blindlings zurückzuschlagen. Doch es bleibt abzuwarten, ob die Regierung in Ankara wirklich besonnen reagiert. Jedenfalls haben die Syrer die Nachbarn mit dem Abschuss des Militärjets aufs Äußerste gereizt.

Eine unkontrollierbare Eskalation - das steht jedenfalls fest - liegt nicht im Interesse Ankaras und auch nicht des Westens. Aber die Türken werden die brutale Botschaft der Syrer in nächster Zeit nicht vergessen und zumindest ihre Hilfe für die Opposition verstärken. Assad ist dem Ende seiner Herrschaft durch den Abschuss des türkischen Militärjets vor seiner Küste ein Stück weit näher gekommen.

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