Kommentar Steueraffäre Hoeneß - Im Abseits

Ausgerechnet Uli Hoeneß. Der Vorzeige-Fußballmanager und selbst ernannte Moralapostel entpuppt sich als Steuerbetrüger. Wer hätte das gedacht! Aber muss man sich wirklich noch wundern?

Spätestens seit der damalige Postchef Klaus Zumwinkel vor fast genau fünf Jahren mit seinen Geheimkonten in Liechtenstein aufflog, war eigentlich klar: Steuerflucht ist jedem zuzutrauen. Und: Aus dem Schaden anderer werden offenbar nur wenige klug.

An gutem Willen seitens der verschiedenen Bundesregierungen hat es in der Vergangenheit nicht gefehlt. Die Spitzensteuersätze wurden auf ein im europäischen Vergleich durchschnittliches Niveau gesenkt.

Ende 2003 verabschiedete Rot-Grün unter Bundeskanzler Gerhard Schröder sogar ein Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit, das einer Generalamnestie für Steuersünder gleichkam, wenn sie ihre Steuern nachzahlten. Fünf Milliarden Euro erhoffte sich Finanzminister Hans Eichel, tatsächlich flossen aber nur 1,4 Milliarden. Es sind vielleicht auch diese Erfahrungen, die die SPD jetzt dazu veranlassten, dem Steuerabkommen mit der Schweiz nicht zuzustimmen.

Der Fall Hoeneß und die wenn auch juristisch zweifelhaften Erfolge mit den Bankdaten-CDs geben den Sozialdemokraten recht. Warum sollten sich auch Steuersünder in die Anonymität flüchten dürfen? Wo jeder andere Straftäter selbst bei kleinen Delikten vorm Amtsgericht in der Öffentlichkeit steht? Wer Steuern hinterzieht, stellt sich ins gesellschaftliche Abseits. Das wird auch Uli Hoeneß jetzt zu spüren bekommen.

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