Spannungen mit dem Iran: Anfang der Eiszeit

Die Stimmung im Berliner Außenamt muss extrem angespannt sein. Die Bundesregierung hatte bei aller deutlichen Kritik am iranischen Regime stets auf - wenn auch niedrigschwellige - Kontakt- und Dialogfähigkeit mit Teheran Wert gelegt.

Es ging einfach darum, die Entwicklung des Landes und vor allem seinen Umgang mit der Atomnutzung unter Kontrolle zu halten. Berlin hat das Gespräch gesucht. Das lag auch im Interesse Israels, dem vom iranischen Präsidenten wiederholt die Vernichtung angedroht wurde.

Die britische und die deutsche Regierung haben sich von einem berechtigten Verdacht leiten lassen: Wer Botschaften stürmt, der nimmt auch Geiseln.

Die sogenannten iranischen Sicherheitskräfte haben der Eskalation und Botschaftsinvasion tatenlos zugesehen. Und die EU-Regierungen dürfen nicht willenlos hinnehmen, wenn ihre diplomatischen Vertreter in Teheran unter Druck gesetzt und an Leib und Leben bedroht werden. Die Geiselnahme von US-Botschaftsmitarbeitern durch fanatisierte Iraner liegt zwar schon 32 Jahre zurück, ist aber noch in allerschlechtester Erinnerung. Niemals sind die USA bis dahin stärker traumatisiert worden als durch die 444 Tage währende Geiselnahme.

Gleichwohl: Die Vorgehensweise Londons und Berlins signalisiert nicht das Ende der formellen diplomatischen Beziehungen, sondern markiert den Beginn einer grundsätzlichen politischen Eiszeit. Das ersetzt aber keine politische und/oder militärische Strategie im Umgang mit einem Regime, das den gesamten Nahen und Mittleren Osten bedroht.

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