Sexueller Kindesmissbrauch: Kein Tabu mehr

Der am Mittwoch vorgelegte Abschlussbericht des Runden Tisches zeigt: Es wäre falsch gewesen, hätte sich das Gremium ausschließlich mit der sexualisierten Gewalt in der katholischen Kirche befasst.

Diese Idee hatte es im Frühjahr 2010 tatsächlich gegeben, als Reaktion auf die bekanntgewordenen Missbrauchsfälle etwa im Bonner Aloisiuskolleg. Als auch weltliche Einrichtungen wie die Odenwaldschule in den Fokus gerieten, als klar wurde, dass es auch dort über viele Jahre systematische Übergriffe von Erziehern auf ihre Schutzbefohlenen gegeben hatte, wurde klar, dass sexueller Kindesmissbrauch nur in einem breiten Ansatz zu bekämpfen ist.

Am Ende hat der Runde Tisch ein eindrucksvolles Ergebnis geliefert. Sexualisierte Gewalt ist endlich kein Tabu mehr. Dazu hat auch die Medienberichterstattung über Einzelschicksale beigetragen.

Sexualisierte Gewalt in der Kindheit verursacht lebenslanges seelisches Leid. Die Hilfen, die der Staat nun für die Opfer anbietet, können dieses Leid nur lindern. Aber materielle Unterstützung ist das eine, das andere sind Prävention und Ursachenerforschung.

Die Gesellschaft für den sexuellen Missbrauch zu sensibilisieren bedeutet eben, Aufklärung auf breiter Front zu betreiben. Es ist erschreckend, wie wenig Kenntnisse über sexualisierte Gewalt bei denen vorhanden sind, die es wissen müssten: Ärzte, Lehrer, Richter. Die Enttäuschung von Opferverbänden über die ungelöste Schadenersatzfrage ist verständlich. Das Ergebnis kann sich trotzdem sehen lassen.

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