Kommentar Schwarz-Grün in Wiesbaden - Hessen wieder vorn

Das ist fürwahr ein feines Timing: An dem Tag, an dem in Berlin die schwarz-rote Koalition des Geldausgebens vereidigt wurde, startet in Hessen das Experiment, für das den Bundespolitikern beider Parteien die Fantasie, die Kraft und die Initiative fehlte: Schwarz-Grün.

Das ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Das schwarz-grüne Bündnis in Wiesbaden ist das erste in einem Flächenland, vorher scheiterte das gleiche Experiment in Hamburg, wo es allerdings von vornherein mit angezogener Handbremse gefahren wurde. Ausgerechnet Hessen.

Das Land, mit der konservativsten aller konservativen CDU-Landesverbände, das Hardliner wie Manfred Kanther oder Alfred Dregger hervorgebracht hatte. Das Land also, in dem man am wenigsten den Mut zu einem Zusammengehen mit den Grünen erwartet hatte. Für diese ist die kommende Koalition allein schon wegen des Flughafens Frankfurt eine Gratwanderung oder besser eine Steilkurve. Dass der Grünen-Chef auch noch das Ministeramt übernimmt, das dafür die Verantwortung trägt, zeugt von der Ernsthaftigkeit der Unternehmung.

Schließlich und langfristig am wichtigsten: Die Hessen eröffnen ihren Parteifreunden damit eine wichtige neue Option. Befreien sich die Grünen doch aus der Gefangenschaft mit einer SPD, mit der es - siehe Berlin - zu einer Regierungskoalition immer seltener reichen wird. Und Angela Merkel kann sich freuen, dass wenigstens ihre Parteifreunde in Wiesbaden den Mut hatten, neue (Spar-)Wege zu gehen. Das wird auch den Übermut der SPD im Berliner Bündnis dämpfen. Gut so.

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