Kommentar Proteste in Hongkong - Am Zensor vorbei

Die Führung der kommunistischen Partei in Peking befürchtet, die Hongkonger Proteste könnten auf das Festland überschwappen. Zu Recht.

Gewisse Verhaltensweisen sind nur schwer abzulegen: Aus Furcht, die Bilder der Demokratie-Proteste in Hongkong könnten auch die Fantasie der Unzufriedenen in der Volksrepublik beflügeln, sind die chinesischen Zensoren eifrig dabei, Einträge aus den sozialen Netzwerken zu löschen, die Bezug nehmen auf die Vorgänge.

Dabei ist die Wirkung fraglich. Abgesehen davon, dass Netzaktivisten Wege finden, die Kurznachrichten aus Hongkong dennoch zu streuen - die zentrale Botschaft ist auch längst in China angekommen: Die kleine Sonderverwaltungszone lässt sich die Bevormundung durch die Machthaber in Peking nicht länger gefallen.

Bislang sind die Aktivisten nicht einmal besonders radikal vorgegangen. Sie haben sich gegen das Pfefferspray der Polizei mit nichts anderem gewehrt als mit aufgespannten Regenschirmen. Genau diese Bilder sind zum Symbol der Proteste geworden.

Viele in China dürften aufgrund der Nachrichtensperre nur vage informiert sein. Doch selbst in Peking sind Menschen unterwegs, die demonstrativ Regenschirme aufgespannt haben.

Einen Etappensieg haben die Aktivisten bereits vorzuweisen. Ihr Ruf nach freien Wahlen in Hongkong steht stellvertretend für die Forderung nach einem politischen Wandel in ganz China. Das ist angekommen - trotz der rigiden Zensurversuche.

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