Kommentar Problem mit dem G36 der Bundeswehr - Präzise um die Ecke

Berlin · Standard. Die Frage ist nur: welcher Standard? Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat mit dem G36, dem Standardgewehr der Bundeswehr, ein echtes Problem auf dem Schreibtisch. Für die Ministerin ist es ein Mangel auf Papier, den sie dringend beseitigen muss.

Für Soldaten in Einsatzgebieten wie Afghanistan aber ist es ein Manko, das ihr Leben gefährden kann. Das ist der Unterschied. Hier die Spitze des Ministeriums mit ihrem versammelten militärischen Rat - und man muss angesichts der über Jahre bekannten, aber nicht behobenen Fehlers doch fragen: tatsächlich auch mit Sachverstand? Dort die Truppe im Einsatz, die damit klar kommen muss, dass das G36 bei Dauerfeuer und hohen Außentemperaturen nicht trifft - jedenfalls nicht mit der nötigen Präzision. Schon wird das G36 als Gewehr verspottet, das um die Ecke schießen kann.

Von der Leyen hat das für Politiker wohl heikelste Ministeramt übernommen, das im Kabinett zu vergeben war. Allein der undurchsichtige, kaum kalkulierbare und ein reges Eigenleben führende Rüstungssektor ist eine latente Gefahr für jede(n) Verteidigungsminister(in). Die Probleme des G36 bei Munition und Treffsicherheit sind dafür nur ein Beispiel. Von der Leyen gibt gerne die Problemlöserin, jene Art von Politmanagerin, die das Ministerium und dabei vor allem den Bereich der Rüstungsprojekte neu ordnen will. Auch im Falle des G36 muss von der Leyen erkennen, dass Probleme bei der Truppe gerne nach der Devise verwaltet werden: vertuschen, bis es kracht. Von der Leyen muss das Problem lösen. Oder sie bekommt ein Problem.

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