Kommentar Präsidentenwahl in Venezuela - Einzigartig

Vom Putschisten im Knast zum drei mal wiedergewählten Präsidenten im Miraflores-Palast in Caracas: Hugo Chávez ist, keine Frage, eine einzigartige Figur auf dem politischen Parkett in Lateinamerika.

Deutlicher als erwartet, aber doch auch mit ebenso deutlichen Stimmenverlusten, hat er sich eine vierte Amtszeit gesichert. Der "Comandante Presidente" wird nun weiter an der Verwirklichung seines sozialistischen Traums von der "bolivarischen Revolution"arbeiten - mit teuren Wohlfahrtsprogrammen im Land und dem Schmieden internationaler Bündnisse auf dem Kontinent.

Seine Macht freilich basiert auf einem wackeligen Fundament: Es sind weniger die Wähler, auf die er sich stützt, als die Einnahmen aus dem Erdöl, von dem Venezuela mehr hat als irgendein anderes Land der Welt und dessen wichtigster Abnehmer - bizarre Note am Rande - ausgerechnet die USA sind, der Erzfeind des Sozialisten Chávez.

Mit den Petro-Dollars finanziert Chávez seine Wohltaten - Wohnungen, Jobs und medizinische Versorgung für Arme, Bildungsprogramme, die Unterstützung von Alten. Die Zahl der Armen im Land hat er in zehn Jahren halbiert. Dass Chávez nicht hält, was er verspricht, kann man ihm nun wirklich nicht vorwerfen.

Anderes schon: das hohe Maß an Korruption, die überbordende Kriminalität, die dramatische Vernachlässigung der Wirtschaft. An vielen Problemen ist der selbsternannte Erbe Bolivars bislang gescheitert. Das haben auch viele Wähler erkannt. Will Chávez die nächste Amtsperiode einigermaßen komfortabel überstehen, muss er auch diese Themen in Angriff nehmen.

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