Kommentar Pflegekammer: Aufklärung tut not

Mit der Gründung einer Pflegekammer betreten die Politik, die Träger der sozialen Einrichtungen, die Berufsverbände, aber vor allem die Pflegenden in Rheinland-Pfalz Neuland.

Denn nirgendwo sonst in Deutschland ist das Prozedere schon so weit fortgeschritten. Andere Länder wie NRW wollen die Entwicklung genau beobachten, bevor sie selbst tätig werden.

Dabei ist immer noch nicht so recht klar, was die Pflegekammer bringen soll und was die neue Einrichtung mit dem monatlichen Beitrag der Pflegekräfte denn so alles finanzieren will. Befürworter sprechen davon, dass die Pflegenden künftig auf Augenhöhe mit den Ärzten stünden, von der Politik besser wahrgenommen würden und die Fort- und Weiterbildung in Eigenregie durchführen könnten. Kritiker hingegen befürchten ein Bürokratiemonster, dass die Kammer nichts gegen den Fachkräftemangel ausrichten und sich nicht um höhere Verdienstmöglichkeiten kümmern werde.

Wenn der Pflegekammer-Gründungsausschuss seine Mitglieder mitnehmen und von der Sinnhaftigkeit des Unterfangens überzeugen will, hat er noch viel zu tun. Dass die Aufklärungsarbeit bislang offenbar nicht sehr gefruchtet hat, ist daran zu erkennen, dass sich nicht einmal ein Viertel der Pflegekräfte an der Abstimmung beteiligte, von der man sich in Mainz ein realistisches Stimmungsbild erhofft hatte. Das Thema Pflege wird in einer alternden Gesellschaft immer wichtiger. Deshalb kann eine Kammer wichtig sein. Aber nur dann, wenn die Pflegenden selbst davon überzeugt sind, dass mit ihrem Beitrag Sinnvolles getan wird.

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