Kommentar Peer Steinbrück und die SPD - Das wird nichts mehr

Die Analyse, die Peer Steinbrück gestern zur Bundestagswahl 2013 und seiner Kanzlerkandidatur gegeben hat, ist nur vordergründig ehrlich und selbstkritisch.

Natürlich spielt in einem Wahlkampf Autosuggestion eine zentrale Rolle: Man muss glauben, gewinnen zu können, um gewinnen zu können. Aber im Ernst kann Steinbrück nicht behaupten wollen, er habe geglaubt, im Duell der Personen, also gegen Angela Merkel, eine Chance zu haben. Oder: Partei und Kandidat hätten trotz so unübersehbarer Differenzen eine Einheit darstellen können. Oder irgendwie hätte es doch eine Wechselstimmung gegeben. Hätte, hätte, Fahrradkette - hätte der eigenwillige Sozialdemokrat früher selbst dazu gesagt.

Schwerer noch als dieses damalige Rosigmalen der Ausgangslage und der Chancen wirkt Steinbrücks Vorwurf an die SPD, sie habe die Lage im Land schwarz gemalt. Denn das heißt nichts anderes als: Die Sozialdemokratie ist nicht in der Lage, die Realitäten zu sehen. Ausgerechnet die Partei, die die Anerkennung der Realitäten einst zu ihrem Erfolgsrezept gemacht hat.

Ausgerechnet die Partei, die unter großen emotionalen und Wahlverlusten mit der Agenda 2010 die Voraussetzungen dafür geschaffen hat, dass es Deutschland - wieder - so gut geht, wie es ihm geht.

Wenn Steinbrück seine Analyse dann wenigstens mit einem positiven Ausblick garniert hätte, wäre das hilfreich gewesen. Stattdessen prophezeit er ihr gleich die nächste Wahlniederlage und beklagt sich über die Behandlung ihres Spitzenpersonals durch die Genossen. Das wird nichts mehr zwischen ihm und der Partei.

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