Kommentar Organspende - Selbstverwaltung krankt

Zwei Jahre ist es her, dass eine ganze Reihe von Klinikskandalen selbst langmütige Menschen dazu brachte, ihren Organspende-Ausweis aus dem Portemonnaie zu nehmen.

Eine Prüfungskommission hat in der Zwischenzeit 37 Transplantationsprogramme auf Manipulationen durchleuchtet.

Die Bilanz fällt aus ihrer Sicht überwiegend positiv aus: Lediglich am Deutschen Herzzentrum in Berlin gab es 14 Verdachtsfälle, alle anderen Kliniken arbeiten sauber. Mit der Außensicht muss man sagen: Die Bilanz ist trotzdem nur durchwachsen.

Das erste Manko wird schon am Prüfungsbericht deutlich. So sinnvoll Klinikkontrollen auch sind - wenn die Ergebnisse erst zwei Jahre nach den Transplantationen zur Verfügung stehen, nutzen sie Betroffenen nichts mehr. Im Zweifelsfall sind sie tot, weil Wartelisten manipuliert und andere Patienten bevorzugt wurden.

Es braucht schnellere Kontrollen, um Vertrauen zu reparieren. Nötig ist vor allem eine echte Reform, denn über die Organvergabe entscheidet - bemerkenswerterweise - noch immer ein geschlossener Club: Mediziner legen die Regeln fest, setzen sie um, kontrollieren sie. Dass neuerdings Ärzte aus anderen Fachgebieten hinzugezogen werden, macht kaum einen Unterschied.

Ein Patientenvertreter, der solchen Gremien beisitzt, wäre ein spürbarer Schritt in die richtige Richtung, eine Kontrollbehörde noch besser. Ohnedies aber bleibt selbst an ehrlicher Transplantationsarbeit immer das hängen, was Kritiker als Hauch "undurchsichtiger Gnadenakte" bemängeln. Mehr Spender gewinnt man so jedenfalls nicht.

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