Kommentar Organspende - Kontrolle unerlässlich

Der Schaden ist da. Jetzt geht es für die Mediziner darum, verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen - im Interesse ihrer Patienten wie auch im Interesse ihres Berufsstandes. Die Beschlüsse, die Ärztevertreter am Donnerstag als Reaktion auf die mutmaßlichen Manipulationen bei der Vergabe von Spenderorganen in Göttingen und Regensburg verkündeten, weisen dafür in die richtige Richtung.

Die Vorschläge zeigen aber auch eine gewisse Vertrauensseligkeit bei der bisherigen Praxis - als seien Mediziner gegen materielle Anfechtungen immun. Das Mehraugenprinzip, das Ärztepräsident Montgomery für die Kontrolle der Organvergabe ankündigte, ist für jede Tankstellenkasse längst selbstverständlich. Dass ein solch simples Verfahren in einem Bereich, bei dem es für viele Patienten um Leben oder Tod geht und für die beteiligten Mediziner um hohe Honorarsummen, erst jetzt eingeführt werden soll, belegt ein fatales Versagen der ärztlichen Selbstkontrolle.

Ein solches Versagen darf sich nicht wiederholen. Das gilt insbesondere für das umstrittene beschleunigte Verfahren bei der Organvergabe, das bislang für Manipulationen zu anfällig ist - auch wenn kein finanzielles Interesse dahinter steht. Die Kriterien, wann dieses Verfahren für ein Spenderorgan greift, müssen klarer gefasst und selbstverständlich muss die Vergabe von unabhängiger Stelle überwacht werden.

Ärzte scheuen Bürokratie wie der Teufel das Weihwasser. Wenn es um nicht weniger als die physische Existenz von Menschen geht, ist Kontrolle und Überwachung aber unerlässlich.

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