Kommentar Obamas Außenpolitik - Spagat

US-Präsident Obama findet sich in einer paradoxen Situation wieder. Einerseits versucht er mit seinem Schwenk nach Asien nachzuholen, was seine Vorgänger versäumt haben. Während Washington kostbare Ressourcen in Irak und Afghanistan vergeudete, baute Peking im Pazifik zielstrebig seine Macht aus.

Gleichzeitig finden sich hier die Wachstumsmärkte der Zukunft, von denen der amerikanische Wohlstand zunehmend abhängig ist.

Andererseits kann Obama den Nahen Osten nicht links liegen lassen. Nirgendwo wird das deutlicher als in der Gaza-Krise. Ohne amerikanische Einflussnahme droht die Lage dort zu eskalieren.

Eine Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte in dem dichtbesiedelten Palästinensergebiet wäre die Lunte, die das Pulverfass Nahost zur Explosion bringen könnte. Der Präsident muss also zwei Dinge zur gleichen Zeit tun. Multidimensionale Krisendiplomatie aus der Ferne betreiben, um Israel und die Hamas zu besänftigen, während er in Südostasien realpolitische US-Interessen vorantreibt.

Als Schnittstelle könnte sich die neue Situation auf den Energiemärkten erweisen. Die USA beziehen nur noch ein Zehntel ihrer Öllieferungen aus dem Nahen Osten. China dagegen bezieht schon heute die Hälfte seines Bedarfs von dort und wird demnächst zu 75 Prozent von Öl aus dem Nahen Osten abhängen.

Dies sollte Anreiz genug für Peking sein, mehr Verantwortung in der Krisenregion zu übernehmen, statt zum Beispiel die US-Politik gegenüber Syrien oder Iran im Sicherheitsrat zu blockieren.

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