Kommentar Neue Querelen bei der Linken - Die nächste Revolte

Eine Partei kommt nicht zur Ruhe. Wie auch? Die Linke ist - mindestens - zwei Parteien in einer. Realos und Fundis, Reformer und Marxisten, Regierungs-Linke und Kommunistische Plattform, Ost und West. Kein Wunder, dass es in der Partei gärt. Und das seit Jahren.

Als Katja Kipping und Bernd Riexinger Mitte 2012 die Parteiführung von Gesine Lötzsch und Klaus Ernst übernahmen, stand die Linke knapp vor dem Abgrund der Selbstzerstörung. Der nächste Schritt hätte zum Absturz geführt. Dem neuen Führungsduo gelang es tatsächlich, den Schwelbrand im eigenen Haus zu löschen.

Doch jetzt steht der Partei wieder Ungemach ins Haus. Ausgerechnet Parteichefin Kipping soll die neuen Querelen ausgelöst haben - mit einer Liste über eine personelle "Resterampe", über Abgeordnete also, die nach der Bundestagswahl im Falle des individuellen Misserfolgs möglichst nicht mit Posten in der Bundestagsfraktion versorgt werden sollten. Das sorgte für viel böses Blut. Und das sollte es auch.

Die Parteichefin sieht sich als Opfer übler Durchstecherei eines Papieres, das sie nach eigenen Worten nicht in Auftrag gegeben und auch vorher nie gesehen haben will. Die nächste Revolte ist in vollem Gange. Tatsächlich aber trägt auch Kipping Last und Folgen des Führungspostens einer Partei, die sich erkennbar mit ihrer grundsätzlichen Ausrichtung schwertut. Stimme des Ostens, Fürsprecher für Hartz-IV-Bezieher, Wendeverlierer, Billiglöhner, Armutsrentner und dann doch irgendwie auch gesamtdeutsch. Es wird noch dauern, bis die Linke bei sich ankommt.

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